Idylle und Lebensraum für seltene Pflanzen- und
Tierspezies zwischen Osnabrück und Bremen:
der Dümmer. Foto: © Oliver Lange
Verdienter Titel am Weltwassertag: Der zweitgrößte Binnensee Niedersachsens ist zwar nirgends tiefer als 1,40 Meter, aber er weiß mit einzigartiger Naturvielfalt zu beeindrucken. Und vielfältig sind auch die Bemühungen der Menschen an seinen Ufern, das blaue Juwel zu bewahren – denn Herausforderungen gibt es genug. Der Global Nature Fund (GNF) und das Netzwerk Lebendige Seen Deutschland (NLSD) zeichnen das gelungene Beispiel engagierten Naturschutzes für ein intaktes Gewässer als „Lebendigen See des Jahres 2022″ aus.
Ein natürliches Netzwerk für Uferschnepfe, Brachvogel, Fischadler und Blaukehlchen
„Der Dümmer zeigt beispielhaft, dass die Natur faszinierende Netzwerke bildet“, erklärt Bettina Schmidt, Projektmanagerin beim Global Nature Fund. „Deshalb gilt unsere Auszeichnung als Lebendiger See des Jahres dem See, aber auch der einzigartigen Vernetzung mit anderen Ökosystemen, etwa den weiträumigen Feucht- und Nasswiesen in seiner Umgebung. Diese kleinräumige Vernetzung ist der Grund, weshalb besonders viele – teilweise äußerst bedrohte – Vogelarten im Gebiet am und um den Dümmer leben, darunter Knäk- und Löffelente oder Blaukehlchen.“ Das Feuchtgrünland zieht wiederum Wiesenvögel wie Bekassine, Uferschnepfe, Kiebitz, Rotschenkel und den großen Brachvogel an – sogar das sehr seltene Tüpfelsumpfhuhn wird bisweilen festgestellt. Die Teichrosenfelder auf dem See bieten der größten niedersächsischen Kolonie von Trauerseeschwalben einen Brutplatz. Und über dem Gewässer ziehen Fisch- und Seeadler ihre Kreise und profitieren vom reichhaltigen Nahrungsangebot im See.
Engagierter Naturschutz: Damit der See auch morgen noch „lebendig“ ist
Basis von ergriffenen Maßnahmen sind u.a. umfangreiche Bestandserfassungen von Wasser- und Watvögeln sowie Röhrichtvögeln. Schilfröhricht gehört in vielen Seenregionen Deutschlands zu den gefährdeten Lebensräumen. Daher wird das Röhricht am Seeufer gezielt erhalten und gefördert. Aus den Erfahrungen mehrerer Pilotprojekte setzt der Naturschutzring Dümmer e.V. hier auf eine gezielte Kombination aus Palisaden- und Zaunbau, um einerseits die Erosion durch Wellenschlag zu verringern und andererseits vor dem vorhandenen Schilf beruhigte Bereiche zu schaffen, in denen sich die Schilfpflanzen wieder allmählich ausbreiten können. Durch Sandeinspülung kann der erodierte Seeboden wiederhergestellt werden. Freiwillige Helfer*innen pflegen das Netz von Kleingewässern im Umland des Sees: So können Wasser- und Watvögel, Amphibien, Fische und seltene Pflanzen gedeihen. Die Ökologischen Station Naturschutzring Dümmer e.V. macht sich auch dafür stark, Hochmoore im weiteren Umfeld des Sees zu renaturieren. Ein weiterer Schwerpunkt der Tätigkeit ist zudem die Öffentlichkeitsarbeit und der Kontakt mit den Besucher*innen des Dümmergebiets. Es werden Themenführungen auf dem See, durch die Feuchtwiesen und in die Hochmoore der Umgebung angeboten. Entscheidend sei es, so die Umweltschützer*innen, nachhaltige Naturerlebnisse zu ermöglichen: Solche, die Spaß machen und den hohen Freizeitwert des Lebensraums Dümmer nutzen, aber eben auch das notwendige Wissen vermitteln, das zur Erhaltung des aktuellen „Lebendigen Sees des Jahres“ notwendig ist.
Die wichtigen Erfahrungen vom Dümmer auch in andere Seenregionen in Deutschland weiterzugeben, wird durch die Unterstützung des Netzwerks Lebendige Seen Deutschland durch die Wilo-Foundation möglich. Die Stiftung fördert weltweit Projekte rund um die Ressource Wasser, darunter auch Initiativen des Global Nature Fund. Mithilfe der Wilo-Foundation konnte das Netzwerk auch die Ruderer des Deutschland-Achters, mehrfacher Welt- und Europameister, als Botschafter für die „Lebendigen Seen Deutschland“ gewinnen.