Hunger und Armut befeuern den Teufelskreis
In den letzten zwei Jahrzehnten hat die Niederschlagsmenge in Ostafrika signifikant abgenommen, und der Wasserstand des riesigen Sees ist gesunken. Dadurch ist die Lebensgrundlage von Millionen lokaler Fischer*innen und ihren Familien in Malawi, Tansania und Mosambik bedroht. Malawi ist eines der ärmsten Länder der Welt. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze, ein Viertel der Menschen in extremer Armut. Gerade in Gemeinden in der direkten Umgebung des Sees fehlt es den Menschen oft am Nötigsten. Aus der Not heraus kommt es zu umweltschädlichen Methoden im Fischfang, die oftmals Schonzeiten und rechtliche Rahmenbedingungen ignorieren.
Mögliche Wege aus der Krise
Bislang haben die genannten Probleme gepaart mit Naturkatastrophen, fehlenden finanziellen und technischen Kapazitäten, mangelndem Wissen zum Schutz von Wasserökosystemen sowie schwacher politischer Koordination die Bemühungen zum Schutz des Malawisees behindert. Es ist jedoch noch nicht zu spät, die Situation am See zum Guten zu wenden. Deshalb fordern der GNF und Living Lakes gemeinsam mit AfES Malawi die sofortige Umsetzung folgender Maßnahmen:
- Sanierung aller geschädigten Gebiete am Malawisee und in seinem Einzugsgebiet einschließlich der Förderung einer biodiversitätsfreundlichen Landwirtschaft;
- Verringerung des direkten Drucks auf den See durch Bewusstseinsbildung und Bereitstellung alternativer Lebensgrundlagen, z. B. Fischzucht in Teichen;
- Verbesserung von Kapazitäten und Wissen zu aquatischen Ökosystemen in der lokalen Bevölkerung und bei Entscheidungsträger*innen und verstärkte Berücksichtigung der nachhaltigen Bewirtschaftung aquatischer Ökosysteme in der Entwicklungsplanung;
- Gezielte Schulung des zuständigen Fachpersonals und der Gemeinden in Bezug auf die Erhebung, Verarbeitung und Speicherung von Daten für eine fundierte Entscheidungsfindung zum Schutz und zur Wiederherstellung aquatischer Ökosysteme;
- Gerechtere Aufteilung des Zugangs zur Biologischen Vielfalt des Sees und seiner Ökosystemleistungen.
Erste Schritte in die richtige Richtung
AfES führt in Zusammenarbeit mit dem GNF konkrete Projekte durch, um Bedrohungen am Malawisee zu bekämpfen. Für Thies Geertz, Projektleiter beim GNF, spielen Bewusstseinsbildung und die Aufklärung der Menschen vor Ort eine zentrale Rolle: „Wir wollen die Entscheidungsträger zuständiger Behörden, von Fischereiverbänden, Verwaltungsausschüssen und Komitees der Dörfer beim nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen unterstützen. Landwirt*innen erhalten Schulungen in biodiversitätsfreundlicher Landwirtschaft, Agroforstwirtschaft und Fischteichwirtschaft. Wenn wir gemeinsam mit den Menschen vor Ort alternative Einkommensmöglichkeiten entwickeln, haben sie eine Chance, ihre eigenen Lebensgrundlage zu erhalten.“