Lebendiger See 2024 - Crivitzer See
 

Lebendiger See des Jahres 2024: 

Crivitzer See

 

© Maik Zilz

Der Global Nature Fund (GNF) und das Netzwerk Lebendige Seen Deutschland (NLSD) ernennen den Crivitzer See in Mecklenburg-Vorpommern zum „Lebendigen See des Jahres 2024“. Die Auszeichnung wird anlässlich des Weltwassertages am heutigen 22. März verliehen und ist eine Anerkennung für kontinuierliche Bemühung engagierter Bürger:innen, den durch Krieg und Abwässer stark belasteten See zu renaturieren. Im Kontext aktueller Konfliktsituationen und neuer Herausforderungen, die damit verbunden sind, wird der See zum Mahnmal für die Menschen und gleichzeitig zum Symbol für eine starke Gemeinschaft.

 

© K. Feist

 

Lage

Mit einer Größe von rund 37 ha, einer maximalen Länge von rund 750 m und einer ungefähren Breite von rund 500 m, zählt der Crivitzer See zu den kleineren Seen Mecklenburgs. Insgesamt zählt Mecklenburg-Vorpommern mehr als 1000 Seen, Teiche und Flussläufe und beherbergt eine der größten Seenlandschaften Europas.

 

Zu den bekanntesten Seen gehören in Mecklenburg-Vorpommern die Müritz, der Plauer See, der Kölpinsee, der Fleesensee und der Schweriner See, weshalb das Bundesland ein sehr beliebtes Ziel für Erholungssuchende, Naturliebhaber und Wassersportler ist. Geografisch gesehen befindet sich der Crivitzer See im Nordwesten des Landes Mecklenburg – Vorpommerns gehört aber offiziell zum Landkreis Ludwigslust - Parchim. Zusammen mit drei weiteren Seen, dem Settiner, dem Militzsee und dem Barniner See bildet der See eine Art Seenkette, die durch einen Bach verbunden ist. Das Wasser dieser Seenkette fließt in die Warnow und damit bis in die Ostsee.

© Maik Zilz

© Petra Brakenwagen

 

© Maik Zilz

 

Geschichte

Wie viele Seen in Mecklenburg ist auch der Crivitzer See das Ergebnis eiszeitlicher Überformungen und somit allen wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge entstanden während der letzten sogenannten Weichsel Kaltzeit vor über 115.000 bis 11.600 Jahren. Genauere Schätzungen gehen aus von einer Entstehung vor circa 22.000 Jahren. Die malerische Kleinstadt Crivitz liegt somit in einem eiszeitbedingten Tal. Der Findlingslehrpfad entlang der Seepromenade gibt Einblicke in die Ablagerungen durch die Gletscher aus der letzten Eiszeit auf ihrem Rückzug von Skandinavien.

Vor etwa 10.000 Jahren bewohnten die ersten Siedler die Halbinsel des Sees, die etwa 40 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Im 12. Jahrhundert befand sich dort bereits eine slawische Burg. Die gleichnamige Stadt Crivitz bzw. die einstige Siedlung hat sich den Aufzeichnungen zufolge seit jeher um die Halbinsel herum angesiedelt. Die Stadt selbst bildet heute mit insgesamt 16 angehörigen Gemeinden ein sogenanntes Grundzentrum mit dazu gehörigem Krankenhaus, gelegen direkt am Ufer des Crivitzer Sees.

Unter der Wasseroberfläche des Crivitzer Sees verbirgt sich ein weiteres Stück deutsche Geschichte: Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieg wurden Zeitzeugenberichten zufolge Waffen, Sprengkörper aller Art, ganze Fahrzeuge und sogar kleinere Panzer im See in Crivitz versenkt – mit verheerenden Folgen für das Ökosystem. Die ungeklärt abgeleiteten Abwässer aus DDR Zeiten verschlimmerten die Situation. 2015 noch stufte das Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern in einem Gutachten den See als nähr- und schadstoffbelastet ein.

© K. Feist

 

Natur am See

Trotz der starken Belastung gewinnt die Natur am Crivitzer See langsam ihren Platz zurück: Graugänse, Haubentaucher, zahlreiche Entenarten, Fische wie Brachse, Hecht, Rotauge, Rotfeder, Flussbarsch oder Schleie sind hier wieder zu Hause. Eine vielseitige Insektenwelt u.a. mit verschiedenen Libellenarten hat sich entwickelt.

Der Crivitzer See wird vom Amtsbach durchflossen, der mitten durch Crivitz und ein ausgedehntes Feuchtgebiet bis hinein in den Barniner See fließt. Vom Sonnenberg eröffnet sich eine weite Aussicht über den See, an dessen Ufer sich ein Steinlehrpfad und alte Linden mit einem Umfang von bis zu zwei Metern befinden. Mehrere Fahrrad- und Wanderwege laden zu Ausflügen ein. Ein kleiner Stellplatz für Caravaning ermöglicht Erholung am Seeufer. Das Heimatmuseum im Bürgerhaus bietet einen Einblick in die Crivitzer Geschichte.

Im Jahr 2006 wurde ein circa 7 ha großes Arboretum geschaffen. Zu sehen sind 132 verschiedene Baum- und Straucharten aus aller Welt. Das Arboretum wurde unmittelbar am See, in einem hügeligen Gelände an dem ausgedehnten Feuchtbiotop mit dem vorbeifließenden Amtsbach, angelegt. Der Besucher soll hier die heimischen und fremdländischen Baumarten und Sträucher besser erkennen und miteinander vergleichen können.

Herausforderungen & Hoffnungsträger

Neben den alten Lasten aus dem Zweiten Weltkrieg und den DDR Zeiten, ist das Gewässer durch nähr- und schadstoffreiche Einträge stark belastet. Eine vorgesehene Sanierung des Sees im Jahr 2008 scheiterte an der Frage der Finanzierung.

In den letzten Jahren kamen immer wieder Ideen für eine Renaturierung des Crivitzer Sees nach über 70 Jahren der Nutzung des Sees als Ablageort von Kriegsresten, ebenso als Abwasserauf­fangbecken der angrenzenden Stadt während der gesamten DDR Zeit auf. Nun werden Ideen Realität.

 

Im Jahr 2024 soll der Verein ZU NEUEN UFERN gegründet werden, der Bürgerinitiativen vereinigt. Die Planung des Renaturierungsprozesses und die Findung einer geeigneten Methodik soll von Fachleuten begleitet werden. In Form eines soziokulturellen Entwicklungskonzepts ist die Beteiligung der Crivitzer Stadtbevölkerung als auch der Crivitzer Schulen zur aktiven Mitgestaltung diese Projekts geplant.

Der BUND Mecklenburg-Vorpommern plant 2024 eine eigene Gruppe am Crivitzer See zu gründen, die mit der BUND-Gruppe Schwerin sowie anderen regionalen BUND-Gruppen kooperieren und von deren Erfahrungen im Seenschutz profitieren wird.

 

 

Partner

 

BUND Mecklenburg-Vorpommern e.V.
Wismarsche Str. 152

19053 Schwerin

Tel.: 03 85/52 13 39 - 0
E-Mail: bund.mv@bund.net

https://www.bund-mecklenburg-vorpommern.de/

Projekt „ZU NEUEN UFERN"
Projektinitiatorin:
Frau Katja Feist
k.feist@posteo.de
Tel.: + 49 163 75 96 011

Stadt Crivitz

19089 Crivitz

https://www.stadt-crivitz.de/

 

Förderer

Die Wilo-Foundation unterstützt die Arbeit des Netzwerks Lebendige Seen Deutschland als Förderer. Ihr Vorstandsmitglied Evi Hoch erläutert das Engagement: „Wir fördern weltweit Projekte rund um die Ressource Wasser, darunter die Initiativen des Global Nature Fund. Bei unserer Entscheidung für das Netzwerk Lebendige Seen Deutschland überzeugte uns vor allem der nachhaltige Ansatz. Wir unterstützen hier eine langjährige Kooperation von besonders engagierten und fachkompetenten Menschen, die vorbildliche Ideen zum Umwelt- und Gewässerschutz entwickeln. Dabei schauen sie auf konkrete Ökosysteme, haben aber stets auch das große Ganze einer lebendigen und lebenswerten Natur im Blick.“

 Wilo-Foundation

Auch Max John, Vize-Europameister mit dem Deutschland-Achter, ist dem Netzwerk Lebendige Seen Deutschland eng verbunden: „Der Rudersport ist auf den Lebensraum Wasser angewiesen. Eine gute Qualität der Gewässer und ihrer Ökosysteme sind für uns extrem wichtig. So liegt es nahe, dass wir uns als Team Deutschland-Achter als Botschafter für die bewährte Umweltinitiative ‚Lebendige Seen Deutschland‘ und das Engagement des Global Nature Fund stark machen“, sagt John.

 Deutschland Achter