Yerba Mate und Nachhaltigkeit: Ein ganzheitlicher Ansatz

Yerba Mate und Nachhaltigkeit: Ein ganzheitlicher Ansatz zum Erhalt der Natur und Ankurbelung der lokalen Wirtschaft

Originaltext: Moisés Bertoni-Stiftung

Zum Projekt

 

30.000 Yerba-Mate-Setzlinge pro Jahr werden in der Baumschule produziert, die mit Unterstützung der Firma Guayaki Yerba Mate im Bildungszentrum Mbaracayú eingerichtet wurde. Dies ist Teil des BMZ- Projekts „Vereint für die Nachhaltige Entwicklung des Mbaracayú Waldreservats“

 

Der Anbau von Yerba Mate in Waldgebieten schützt einerseits den Erhalt des Waldes und stellt andererseits eine Einkommensquelle für Kleinbauerfamilien dar.  

 

Die an dem Projekt teilnehmenden Erzeuger wurden strategisch ausgewählt. Sie liegen alle in Waldkorridoren, die für die biologische Vernetzung von einzelnen Waldgebieten von Bedeutung sind. Der Erhalt des einheimischen Waldes auf ihren Yerba Mate Betrieben kann somit den Inseleffekt und den Verlust der biologischen Vielfalt im Einflussbereich des Mbaracayú Forest Nature Reserve (RNBM) verhindern.

 

Dies ist zweifellos einer der wichtigsten Aspekte der Arbeit, die die Fundación Moisés Bertoni (FMB) und die deutsche Nichtregierungsorganisation Global Nature Fund (GNF) in den letzten zehn Jahren in diesem Gebiet geleistet haben.

 

Es gibt jedoch noch weitere Aspekte, die notwendig sind, um die Übernahme des nachhaltigen Produktionsmodells durch die lokale Bevölkerung zu gewährleisten. Dazu gehören wissenschaftliche Forschung, die Erstellung von Lehrmaterial sowie die Entwicklung von Strategien zur Schaffung eines Mehrwerts für die landwirtschaftliche Produktion. Außerdem werden wirtschaftliche Alternativen, z.B. Tourismus geschaffen und Innovations- und Kooperationsnetzwerke gefördert, um die langfristige Nachhaltigkeit des Projekts sicherzustellen.

 

Dieser Artikel beschreibt die Rundtour des Projektbesuchs von Katharina Gehrig (Global Nature Fund) im Biosphärenreservat Mbaracayú-Wald im Mai 2023.

 

Biosphärenreservate sind von der UNESCO ausgewiesene Gebiete, die von großer Bedeutung für eine nachhaltige Entwicklung sind. Sie bestehen aus einer Kernschutzzone und einem Einflussbereich.

Grafik entnommen aus researchgate.net

 

Das durch das deutsche Bundesministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (BMZ) geförderte Projekt „Vereint für die Nachhaltige Entwicklung des Mbaracayú Waldreservats“ wird im Biosphärenreservat (La Reserva Natural de Biosféra del Bosque Mbaracayú = RNBM) umgesetzt. Dieses befindet sich im Departement Canindeyú des Mbaracayú-Waldreservats und umfasst auf über 322.850 Hektar mehrere Bezirke.

 

Die Tour mit Katharina Gehrig begann am Dienstag, den 9. Mai, mitten im Waldreservat, im Centro Educativo Mbaracayú, dem Internat für indigene Mädchen. Die Schülerinnen sind durch Schulungen, Vorträge und Aufgaben rund um verantwortungsvolle Produktion und nachhaltigen Tourismus mit dem Schwerpunkt Yerba Mate in das Projekt eingebunden.

 

Im Rahmen der Projektaktivitäten, die von der Abteilung Bildung für nachhaltige Entwicklung der FMB durchgeführt werden, erwerben die Schülerinnen wichtige Kenntnisse über die positiven Auswirkungen der Produktion und des Vermarktungsprozesses von Yerba Mate auf die lokalen Gemeinschaften.

Dieses Wissen wird dann erweitert und durch Vorträge und informative Aktivitäten an andere Schüler*innen weitergegeben. Die Methodik der Wissensfabrik besteht in der Erarbeitung von Materialien, die auf innovative Weise dazu beitragen, das Bewusstsein für ein bestimmtes Thema zu schärfen oder es zu vermitteln.

Schülerinnen des Mbaracayú-Bildungszentrums zeigen während eines Puppenspiels, das im Rahmen des Projekts entstand, die Bedeutung der Yerba Mate.

 

Zu den Materialien, die die Schülerinnen erstellt haben, um über die Bedeutung des Naturschutzes und den Wert der Yerba Mate für die nachhaltige Entwicklung aufzuklären, gehören ein Video-Podcast, illustrierte Geschichten, und ein Puppentheater, das während der Tour aufgeführt wurde.

Nach der Präsentation des Puppenspiels tauschten sich die Schülerinnen mit der Vertreterin des GNF, den Lehrkräften der Schule und den Mitarbeitenden des FMB aus.

 

Puppenspiel im Centro Educativo Familiar Agrícola (CEFA) in der Stadt Curuguaty, aufgeführt von Schülerinnen des Mbaracayú-Bildungszentrums im Rahmen des Projekts BMZ Yerba Mate Sostenible.

 

Die Tour wird mit einem Besuch der Beobachtungsflächen für die biologische Vielfalt im RNBM fortgesetzt. Die wissenschaftliche Komponente, die vom Forschungsteam der FMB durchgeführt wird, besteht in der Überwachung der Populationen von Schmetterlingen und anderen Insekten als Qualitätsindikatoren.

 

Geräte wie Schmetterlingsfallen wurden in den Yerba-Mate-Anbauparzellen, innerhalb des RNBM und in den Betrieben der Erzeuger, installiert. Die Mitarbeitenden der Stiftung sind für die regelmäßige Erhebung der Indizes zuständig, um den Beitrag der Pflanzen zur Bereicherung des Waldes zu analysieren.

Das Team von FMB und GNF überprüft die Installation einer Falle für Schmetterlinge und andere Insekten in einem Waldstück mit Yerba-Mate-Anbau im RNBM.

 

Das Büro für ländliche Entwicklung der FMB im Bezirk Villa Ygatimí war die nächste Station auf der Tour. Dort erläuterten die Techniker der Verwaltung für territoriale Entwicklung den Prozess der Begleitung und technischen Unterstützung der 70 Erzeuger, die von diesem Projekt profitieren.

Büro für ländliche Beratung der Stiftung Moisés Bertoni in Villa Ygatimi, Departement Canindeyú. Der Ingenieur Pedro Sanabria erklärt den Prozess der Überwachung der Produzenten, bei dem sie technische Hilfe für den Anbau und die Anpflanzung von Yerba Mate und anderen Pflanzen erhalten.

 

Die jahrzehntelange Arbeit der ländlichen Beratung in diesem Gebiet ist von grundlegender Bedeutung, um den Erfolg des Projekts durch den direkten Kontakt mit den Erzeugern zu gewährleisten.

 

Das Ergebnis dieser langjährigen Unterstützung und der Impulse, die von diesem Projekt im letzten Jahr ausgegangen sind, kann man zur Erntezeit, die jedes Jahr von Juni bis August stattfindet, sehen. Dies ist der Fall des Erzeugers Silverio Ramírez, der im vergangenen Jahr 4.000 Kilogramm Yerba Mate auf seinem 2 Hektar großen Betrieb geerntet hat. 

 

Die Yerba-Mate-Verarbeitungsanlage im selben Bezirk kauft die Ernte von Kleinerzeugern und verarbeitet die Blätter und Zweige zu einem für den menschlichen Verzehr geeigneten Produkt. Hier durchläuft die Yerba die Trocknung und das Mahlen und wird dann zwei Jahre lang gelagert, bevor sie für den Verkauf an die Endverbraucher verpackt wird.

 

Mit einer Produktionskapazität von 100 Tonnen pro Jahr kann das Werk eine Versorgung des lokalen Markts sicherstellen. Die Stiftung vermarktet derzeit das Produkt dieser Fabrik unter dem Markennamen Mbaracayú.

Zugang zur Yerba-Mate-Verarbeitungsanlage der Fundación Moisés Bertoni.

 

Katharina Gehrig (GNF) und Ing. Luís Insfrán zeigen die in der Verarbeitungsanlage Villa Ygatimi produzierte und verpackte Yerba Mate.

 

Zu der Feldarbeit mit den Erzeugern, der Logistik für die Vermarktung und Verarbeitung ihrer Ernten und der Bildungskomponente, die die Aneignung des Produktionsmodells in der Gemeinde fördert, setzt dieses Projekt auf nachhaltigen Tourismus.

 

So entstand der touristische Rundweg "Mbaracayú Yerba Mate Guataha", eine Route, die fünf wichtige Produktionsstandorte miteinander verbindet und drei verschiedenen Dimensionen aufzeigt: die sozioökonomische Dimension vom Anbau bis zur Verarbeitung, die historische Dimension und die kulturelle Dimension.

 

Touristen können das Angebot über die Mbaracayú Lodge, des Schulhotels des Mbaracayú Bildungszentrums, wahrnehmen. Die Yerba Mate Guataha soll zu einem bedeutenden Besucherstrom beitragen, der jedem dieser Orte zusätzliche wirtschaftliche Einnahmen verschafft und den Touristen ein unvergessliches Erlebnis beschert.

 

Die Tour wurde mit dem Besuch von vier Stationen auf der Strecke fortgesetzt. Eine davon ist der Bauernhof des Erzeugers Silverio Ramírez, der nicht nur das „Bajo Monte“ -Anbaumodell (spezielle agroforstwirtschaftliche Anbaumethode von Yerba Mate, bei der die Setzlinge im Schatten anderer Bäume gepflanzt werden) vorbildlich anwendet, sondern auch einen Lehrpfad eingerichtet hat, der es den Touristen ermöglicht, mehr über den Anbau und dessen positiven Auswirkungen auf die Wälder und die lokale Wirtschaft zu erfahren. Am Ende des Lehrpfads steht der traditionelle Brauch des "Terere Jere" im Mittelpunkt, dem kalt aufgebrühten Matetees.

Endstation des Weges auf der Farm von Silverio Ramírez ist einer der 5 Punkte des Rundweges "Mbaracayú Yerba Mate Guataha".

 

Weitere Etappen auf der Rundtour waren eine Führung durch die Verarbeitungsanlage, durch das Freilichtmuseum für Yerba Mate des Centro Educativo Familiar Agrícola (CEFA), in dem man das traditionelle Produktionsmodell erkunden kann und der Arroyo Morotĩ-Pfad im RNBM, der die von den amerikanischen Ureinwohnern vor mehr als 500 Jahren entwickelten Techniken erlebbar macht.

Reiseleiterin Paula Santa Cruz erklärt auf dem Arroyo Morotĩ-Pfad die uralte Technik der Yerba-Mate-Verarbeitung.

 

Der in diesem Artikel beschriebene Projektbesuch bringt den ehrgeizigen Charakter dieses Projekts auf den Punkt, dass das Leben von zahlreichen Familien und ihrer Umwelt verändern soll. Durch die Förderung nachhaltiger und wirtschaftlicher Praktiken zeigt es, wie die Zusammenarbeit zwischen Organisationen und Gemeinschaften zu einer wohlhabenderen und naturfreundlicheren Zukunft des Landes führen kann.

Ermöglicht wird dieses Projekt durch die Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), des Global Nature Fund und der Stiftung Ursula Merz.