Hintergrund
Der weltweite Klimawandel macht sich auch bereits in Bolivien bemerkbar: seit Jahren lässt sich am Titicaca See ein Rückgang des Wasserspiegels beobachten. In den (semi-)ariden Höhenlagen des Altiplano, wo sich der See befindet, ist Wasser von Natur aus eine knappe Ressource. Für die stetig wachsende Bevölkerung ist die Wasserversorgung des Titicaca Sees essenzielle Lebensgrundlage. Heute leben im Einzugsgebiet des Titicaca Sees ca. 2 Millionen Menschen. Dieser hohe Bevölkerungsdruck hat zunehmend verheerende Folgen für den See und seine Ressourcen, wie Wasser und Fischvorkommen, aber auch auf die Uferzonen und angrenzenden Landflächen. Die kontinuierlich abnehmende Verfügbarkeit gefährdet schon heute die Sicherstellung von genügend Wasser für Trinkwasser, Bewässerung, Industrie und Energieerzeugung.
Neben dem Rückgang der Wassermenge im Titicaca See haben der anhaltende Temperaturanstieg sowie die zunehmende Wasserschmutzung durch ungeklärte häusliche und industrielle Abwässer verheerende Folgen für die Artenvielfalt im und am See. So gehen z.B. die Bestände des Andenkärpflings (Orestias) und des endemischen Titicaca-Riesenfroschs (Telmatobius culeus) stark zurück. Der charakteristische Titicaca-Taucher (Rollandia microptera), der mit seinen kurzen Flügeln nicht fliegen kann, findet kaum noch Nistmöglichkeiten, da die Uferzonen durch den Menschen verändert und übernutzt werden.
Der Rückgang des Fischreichtums im Titicaca See hat viele traditionelle Fischer dazu gebracht, Land- und Viehwirtschaft zu betreiben. Im Ursprungsgebiet des Kartoffelanbaus rund um den Titicaca See werden heute über 50 verschiedene Kartoffelarten angebaut, aber auch ursprüngliche Getreidesorten, wie z.B. Quinoa (Chenopodium quinoa), oder die Anden-Lupine (Lupinus mutabilis), welche für die Ernährungssicherheit von großer Bedeutung sind.
La Paz ist mit ungefähr 895.000 Einwohnern der Regierungssitz Boliviens. Die Stadt liegt auf einer Höhe von 3.600 m und ist nur ca. 150 km vom Titicaca See entfernt. Ihre indigenen Einwohner stehen in einer tiefen kulturellen und traditionellen Beziehung zum Titicaca See, doch nur ein sehr geringer Bevölkerungsanteil in La Paz und am Titicaca See verfügt über Kenntnisse zum Klimawandel. Bisher verfügen die Gemeinden direkt am Titicaca See nur über sehr begrenzte finanzielle und personelle Kapazitäten, um Umweltbildungsmaßnahmen umzusetzen. Nur ein kleines Team der Standverwaltung von La Paz hat begonnen sich für Umweltbildungsprogramme am Titicaca See einzusetzen.