schlecht spielt, dann werden weniger Becher abgegeben. Die Leute trinken weniger, weil sie frieren, haben keinen Bock mehr und gehen nach Hause. Wenn wir gewinnen, spürt man umgekehrt einen Schub: Dann sind die Leute euphorisch und spenden gerne. Im Moment sind allerdings oft nur wenige Zuschauer*innen da. Am vergangenen Wochenende beim 1:1 gegen Erzgebirge Aue hatten wir nur 9.000 Leute im Stadion. Wenn dann 1.100 Becher kommen, sind das vergleichsweise wenig. Umgekehrt bedeutet es aber, dass uns im Durchschnitt mehr als jede*r Zehnte unterstützt hat – und das ist doch eine tolle Quote. Wenn 96 ganz schlecht gespielt hat, einen richtigen Grottentag hatte, dann hören wir an den Ständen übrigens auch manchmal: „Schön, dass ihr wenigstens da wart – ihr habt meinen Tag gerettet.“ Das ist wunderbar, mit unserer Aktion so ein Anker für die Leute zu sein. Unabhängig davon, ob etwas Tolles auf dem Rasen passiert oder nicht.
Wie lässt sich Trinkbecher für Trinkwasser einordnen: Ist eure Aktion etwas Einmaliges oder gibt es in anderen Stadien, bei anderen Vereinen vergleichbare Initiativen?
Der FC St. Pauli unterstützt schon ziemlich lange die Aktion „Viva con Agua“ für sauberes Trinkwasser und Sanitärversorgung. Einige andere vergleichbare Aktionen mag es auch noch geben, aber insgesamt sehe ich uns schon in einer Vorreiterrolle, gerade was die Nutzung des Pfandsystems für den guten Zweck betrifft. Vor einigen Jahren gab es bei Hannover 96 so einen kleinen Rückfall, als für eine Saison nach dem bereits etablierten Mehrwegbechersystem wieder Einwegbecher eingeführt wurden. Da sind wir hartnäckig drangeblieben und konnten erreichen, dass die Umstellung zur Folgesaison wieder zurückgenommen wurde. Und haben jetzt den SV Darmstadt 98 dabei unterstützt, Mehrwegbecher im Stadion durchzusetzen, deren Pfand ebenfalls für den guten Zweck gespendet werden kann. Nicht unbedingt für sauberes Trinkwasser, aber für andere sinnvolle Projekte. Auch Delegationen anderer Vereine hatten wir schon als Gäste bei unserer Aktion dabei, zuletzt gerade aus München: Denen zeigen wir dann, wie wir uns organisieren und wie unsere Arbeit im Stadion konkret aussieht. Es gibt aber natürlich auch in Hannover und unterstützt von Hannover 96 noch andere Projekte, an denen wir nicht direkt beteiligt sind, die aber ebenfalls sehr wichtig sind: z.B. in der Flüchtlingshilfe oder zur Unterstützung von Obdachlosen.