Im Land der 1000 Hügel

Im Land der 1000 Hügel

Von Alena Hayer

Aus dem nasskalten Winter kommend, werde ich von sommerlichen Temperaturen empfangen: Vor mir liegt die fruchtbare und wunderschöne Landschaft Ruandas. Das kleine Land liegt im Herzen von Ostafrika. Mit etwa 12 Millionen Einwohner:innen gehört es zu den dichtbesiedelten Ländern der Erde. Trotz der Lage in unmittelbarer Äquatornähe sind die Temperaturen durch die Höhenlage vergleichsweise angenehm. Ich starte in der Hauptstadt Kigali und bin gleich von der Sauberkeit der Straßen beeindruckt. In Ruanda gibt es eine Vielzahl von Initiativen und Gesetzen gegen Umweltverschmutzung, wie das Verbot von Plastiktüten, das seit 2008 im ganzen Land gilt. Dass Kigali als sauberste Stadt Afrikas bezeichnet wird ist keine Übertreibung.

Risiken für Mensch und Natur mindern

Es ist Februar und ich besuche unsere Partnerorganisation Albertine Rift Conservation Society (ARCOS). Nach einem kurzen Besuch im Hauptstadtbüro geht es einmal quer durch das Land an den Kivu-See. Hier kümmern wir uns im Rahmen des Projekts Living Lakes Biodiversity and Climate gemeinsam um Aufforstungs- und Umweltschutzmaßnahmen. Dazu gehört das Aufforsten der steilen Hänge am Kivu-Ufer. Um den See und seine Biodiversität zu schützen, schulen wir Menschen in nachhaltiger Fischerei und Landwirtschaft.

Überall am Straßenrad sind geschäftige Menschen, die zu Fuß, auf Fahr- oder Motorrädern, in Jeans und Hemd oder traditioneller Kleidung, den unterschiedlichsten Tätigkeiten nachgehen. Als der See in Sicht kommt, fällt mir direkt etwas auf: Die vorgeschriebene Pufferzone von 50 Metern an den Uferstreifen wird oft nicht eingehalten. Erosion und unzureichendes Landmanagement stellen ein Risiko für Mensch und Natur dar. Dem wirkt unser Projekt entgegen.

Lokale Gemeinschaften stärken – gemeinsam CO2-Ausstoß senken

Maßnahmen wie Terrassierung, Flussuferbefestigung und Aufforstung mit einheimischen Bäumen bekämpfen die Bodenerosion und unterstützen die Anpassung an den Klimawandel. Dabei liegt ein besonderer Schwerpunkt auf der Stärkung der lokalen Gemeinschaften. Auch Jugendliche und Studierende sind in die Naturschutz- und Restaurierungsmaßnahmen eingebunden. Mit niedrigschwelligen Praktiken und Technologien, wie solarbetriebenen Bewässerungssystemen und effizienten Kochherden, reduzieren die Menschen ihren Bedarf an Feuerholz und verringern den CO2-Ausstoß.

Ich darf an zwei Workshops zu nachhaltiger Bewirtschaftung teilnehmen. Obwohl ich weder die Sprache noch die Tanzschritte kenne, werde ich herzlich in die traditionellen Gesänge und Tänze eingebunden. Schon bald befinde ich mich mit 50 Fischer:innen im Gleichschritt.

Ruanda ist durch das dunkle Kapitel des Völkermordes 1994 noch immer von Wunden gezeichnet. Doch es sind der Zusammenhalt, der Optimismus und der unermüdliche Kampf der ruandischen Bevölkerung für eine friedliebende Gesellschaft, die mich inspiriert und beeindruckt haben.

Über das Projekt

Im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) trägt das Projekt „Living Lakes Biodiversity and Climate Project“ (LLBCP) zur Erhaltung und Wiederherstellung von Seen und Feuchtgebieten sowie zum Schutz der damit verbundenen Biodiversität bei. Fünf Jahre lang arbeiten 13 Organisationen aus 12 Ländern in diesem Projekt zusammen, um die umweltfreundlichere Nutzung von Süßwasserressourcen und den Biodiversitäts- und Klimaschutz voranzutreiben. Weitere Informationen finden sich unter https://www.globalnature.org/de/living-lakes-biodiversitaets-und-klimaprojekt