Bonn, 20. November 2018: Die intensive Landwirtschaft gilt als eine der Hauptursachen des Insektensterbens und lässt wenig Raum für Biologische Vielfalt. Eine im August veröffentlichte Studie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) zeigt jedoch, dass Bienen durchaus in landwirtschaftlich genutzten Flächen leben können. Voraussetzung ist, dass Insekten Zugang zu Habitatinseln mit hoher Pflanzenvielfalt haben. Die Frage ist: Wie beeinflussen landwirtschaftliche Praktiken die Biodiversität und welche Maßnahmen gibt es, um die Artenvielfalt auf Feldern, Wiesen und Weiden zu erhalten und zu fördern? Die Antworten darauf geben die jetzt veröffentlichten Biodiversity Fact Sheets des EU-Projekts
LIFE Food & Biodiversity. Der Global Nature Fund (GNF) hat gemeinsam mit europäischen Partnern Broschüren zu sieben Ackerbau- und Produktionssystemen veröffentlicht: Weizen, Zuckerrüben, Gemüse, Kernobst, Kakao, Viehzucht und Milchwirtschaft. Die Biodiversity Fact Sheets richten sich an Produkt-, Supply-Chain- und Sustainability-Manager lebensmittelverarbeitender Unternehmen und Einzelhandelsunternehmen und deren Lieferanten sowie an Verbände der Lebensmittelindustrie.
„Landwirtschaftliche Praktiken haben unterschiedlichste Auswirkungen auf die Biologische Vielfalt. Pflügen und Düngen beeinflussen Lebewesen im Boden, Pflanzenschutzmittel haben Einfluss auf Insekten und umliegende Pflanzen. Jede Kultur bringt hier eigene Herausforderungen mit sich", sagt Tobias Ludes, Projektmanager vom GNF. Die Broschüren informieren einerseits über die Auswirkungen des Anbaus der Kulturen auf Biodiversität, andererseits zeigen sie, wie mit sehr guter fachlicher Praxis und einem guten Biodiversitätsmanagement die Tier- und Pflanzendiversität gestärkt werden kann.
„Biodiversitätsfreundliche Landwirtschaft basiert auf zwei Pfeilern: der Reduktion des negativen Einflusses der ackerbaulichen Praktiken sowie dem Erhalt und der Schaffung von neuen ökologischen Strukturen in der Landschaft", so Ludes. So lassen sich zum Beispiel negative Auswirkungen von Pflanzenschutzmitteln auf die Biologische Vielfalt verringern, wenn die Ausbringung von Insektiziden durch ein gewissenhaftes Schädlingsmonitoring reduziert wird. Das hilft gleichzeitig, die Betriebskosten der Landwirte zu senken. Landwirte können außerdem Blühstreifen anlegen, die zusätzliche Habitate frei von Düngemitteln und Pflanzenschutzmitteln schaffen.
Die Broschüren können kostenlos in allen fünf Projektsprachen (Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch) heruntergeladen werden:
www.business-biodiversity.eu/de/biodiversity-fact-sheets Hintergrund Das europaweite Projekt „Biodiversität in den Standards und Labels für die Lebensmittelbranche" (LIFE Food & Biodiversity) wird vom Global Nature Fund, der Bodensee-Stiftung, der Agentur AUF! (Deutschland), der Fundación Global Nature (Spanien), Solagro und agoodforgood (Frankreich) und dem Instituto Superior Técnico (Portugal) getragen. Das Projekt wird gefördert vom EU LIFE Programm sowie von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und ist als Kerninitiative des UN Sustainable Food Systems Programms anerkannt.
Das Projekt richtet sich an Standardorganisationen sowie Unternehmen mit eigenen Anforderungen an Erzeuger und Lieferanten. Das Ziel ist, den Schutz der Biodiversität in der Lebensmittelbranche zu verbessern. Die Standards UTZ, Fairtrade Deutschland, UEBT und Gesicherte Qualität Baden-Württemberg sowie die Unternehmen Nestlé und Kaufland gehören zu den Partnerorganisationen, die das Projekt inhaltlich und finanziell unterstützen.