Der Große Stechlinsee, eigentlich „der Große Stechlin“ oder umgangssprachlich nur „Stechlin“ oder „Stechlinsee“, liegt nahe der nördlichen Grenze des Bundeslandes Brandenburg im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land. Der See gehört fast vollständig zur Gemeinde Stechlin im Landkreis Oberhavel, der Bereich um das Westufer zum Landkreis Ostprignitz-Ruppin (Stadt Rheinsberg).
Der Stechlinsee ist als einer der größten oligo- bis mesotrophen kalkhaltigen Klarwasserseen in Deutschland eine Rarität. Zu den dort lebenden und bedrohten Arten gehören u .a. eine Vielzahl an Armleuchteralgen, höhere aquatische Pflanzen, Fontane-Maräne, Fischotter und Gemeine Keiljungfer (Libelle), Rohrdommel, Fisch- und Seeadler zählen zu den bedeutenden Vogelarten des Lebensraumes.
Mit seiner maximalen Tiefe von 69,5 m ist der Stechlinsee der tiefste See Brandenburgs. Die Entstehung des Seebeckens wird mit der Verschüttung und dem nachfolgenden Anstau eines Todeisblockes in einer ausgedehnten Sandfläche gedeutet. Der See ist für seine exzellente Wasserqualität und hervorragende Sicht bekannt. Er ist mittlerweile der einzige oligotrophe Großsee in Norddeutschland. Die Sichttiefe beträgt bis zu 11 m (im Durchschnitt 6 m); das Wasser hat Trinkwasserqualität.
Der See wird seit über 40 Jahren wissenschaftlich beobachtet, auch während der Zeit, als er als Kühlwasserreservoir des Atomkraftwerkes Rheinsberg diente. Auf Grund seiner Tiefe und guten Sicht ist der See für Sporttaucher besonders attraktiv. Durch Eigenkontrolle und die Selbstverpflichtung der Taucher, die Umweltregeln einzuhalten, ist derzeitig die Ausübung des Sporttauchens im festgelegten Bereich des Stechlinsees möglich. Die Sporttaucher aus der Region beteiligen sich am Gewässermonitoring. Sie führen regelmäßig Unterwasserkartierungen durch und tragen damit wichtige Daten zum Zustand des Sees und anderer Seen in der Region zusammen, die anschließend von den zuständigen Behörden wissenschaftlich ausgewertet werden können.
Das Gebiet um den Stechlinsee
Wegen seines Naturreichtums und seiner kulturellen Bedeutung wurde der Stechlinsee und seine engere Umgebung mit einer Fläche von 1.800 Hektar bereits 1938 zum Naturschutzgebiet erklärt. Davor waren Teile des Gebietes, vor allem die Ufer der Seen, durch Polizeiverordnungen vor Bebauung geschützt. Schon damals genoss der Tourismus im Gebiet einen besonderen Stellenwert, so dass auch die forstliche Nutzung überaus behutsam und zurückhaltend ablief. Im Stechlinseegebiet herrschen bis zu 250 Jahre alte Laubmischwaldbestände mit Rotbuche und Traubeneiche vor. Trotz Bewirtschaftung findet man in weiten Teilen des Gebietes Pflanzengesellschaften der potenziellen natürlichen Vegetation.
Aufgrund seiner Bedeutung sowohl für die Natur wie auch den naturbezogenen Erholungsverkehr wurde die Region um das Naturschutzgebiet am 7. Juli 2001 zum Naturpark Stechlin-Ruppiner Land mit einer Gesamtfläche von 800 Quadratkilometern erklärt.
Seit 2003 ist die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe im Naturschutzgebiet Stechlinsee und hier insbesondere rund um den Wittwesee aktiv. Mittlerweile kann sie sich als Eigentümerin von über 770 Hektar Wald, Wiese und See für die Natur stark machen.