Radolfzell, 04.12.2017: Ökologischer Zustand bei 70 % schlecht, 65 % der Feuchtgebietslebensräume sind akut bedroht, mit schlechter Prognose für die Zukunft. Einträge aus der Landwirtschaft und Nutzung durch den Menschen sind dabei die Hauptursachen. Mikroverunreinigungen durch Medikamente, Hormone und Mikroplastik bringen weitere Risiken. 50 Vertreter aus ganz Deutschland fordern von Bund und Ländern mehr Mittel und den Abbau von Subventionen, die für Seen und Feuchtgebiete schädlich sind.
Für den Gewässerschutz und die Biologische Vielfalt unter Wasser fordern Experten aus ganz Deutschland mehr finanzielle Ressourcen und den Abbau schädlicher Subventionen. Zehn Jahre nach Verabschiedung der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt der Bundesregierung gibt es für die Biologische Vielfalt am und im Wasser keine Verbesserung: Rund 70 % der Wasserkörper weisen nach Daten des Umweltbundesamtes einen mäßigen bis schlechten ökologischen Zustand auf und verfehlen damit die Ziele der EU-Wasserrahmenrichtinie bei weitem.
65 % der Lebensräume (Biotoptypen) am und im Wasser, Seen, Moore, Feuchtwiesen, sind laut Roter Liste der gefährdeten Biotoptypen in Deutschland akut gefährdet bis hin zu ihrer vollständigen Vernichtung bedroht. Seen in Deutschland sind an Tier- und Pflanzenarten verarmt und ökologisch instabil. Wichtige Ökosystemdienstleistungen können nicht erbracht werden oder sind gefährdet. Für einige dieser Lebensräume gibt es kaum Hoffnung auf Regeneration, zu weit fortgeschritten und zu fundamental sind die Schäden. Der Einsatz von Stickstoffdüngern und Pestiziden, Hormonen und Chemikalien in der Landwirtschaft, die Entsorgung von Gülle aus der Massentierhaltung auf Acker- und Grünlandflächen sowie die intensive Nutzung für Sport und wirtschaftliche Zwecke durch den Menschen lassen Tieren und Pflanzen im und am Wasser kaum Platz zum Leben. Arzneimittel, Hormone und Plastikrückstände sind schon heute in vielen Gewässern und in der limnischen Nahrungskette nachweisbar, mit steigender Tendenz. Die möglichen Folgen sind heute noch kaum abschätzbar.
Dieses ernüchternde Resümee ziehen 50 Fachleute und Vertreter von Umwelt- und Naturschutzorganisationen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz bei einer dreitägigen Tagung in Radolfzell am Bodensee zur aktuellen Situation der Feuchtgebiete. Aus unterschiedlichen Fachgebieten wurde dabei deutlich, dass Seen und Feuchtgebiete in Deutschland weiter in der Defensive sind. Während sich der hydrologische und chemische Zustand in den vergangenen Jahrzehnten durch Maßnahmen wie den Bau von Kläranlagen und das Verbot von Phosphat in Waschmitteln deutlich verbessert hat, bleibt die Biologische Vielfalt das Sorgenkind der Gewässerexperten. Die Fachtagung wurde vom Bundesamt für Naturschutz gefördert.
Hindergrund:
Global Nature Fund (GNF)
Der Global Nature Fund (GNF) ist eine unabhängige, gemeinnützige Stiftung für Umwelt und Natur mit Sitz in Radolfzell am Bodensee. Die Arbeitsschwerpunkte des GNF liegen in den Bereichen Naturschutz, nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit, Wasser & Living Lakes, Biodiversität & Unternehmen sowie der Umweltbildung.
Netzwerk Lebendige Seen Deutschland
Das Netzwerk ist verknüpft mit der erfolgreichen internationalen Umweltinitiative "Living Lakes", die über 140 engagierte Partnerorganisationen weltweit einschließt. Im Mittelpunkt des Netzwerks stehen die dauerhafte und nachhaltige Entwicklung von Seen und Feuchtgebieten. Das Netzwerk schafft eine Plattform für den Erfahrungsaustausch und die Zusammenarbeit zwischen den Organisationen, die vor Ort für den Schutz der Seen und Feuchtgebiete aktiv sind. Mehr Informationen unter:
www.globalnature.org/Netzwerk-Deutschland
Kontakt:
Dr. Thomas Schaefer, Leiter Naturschutz
Global Nature Fund (GNF) - Internationale Stiftung für Natur und Umwelt
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