Bonn, 27.11.2017: Jedes Jahr produziert die Erde frei zugängliche natürliche Güter im Wert von 125.000 Billionen US-Dollar (Constanza et al. 2014). Bisher kostenlos. Immer mehr Unternehmen sind sich aber der Bedeutung der Natur für ihr Wirtschaften bewusst: Modeunternehmen wie Kering und Hugo Boss, der brasilianische Kosmetikhersteller Natura genauso wie das Großhandelsunternehmen Metro übersetzen ihre Abhängigkeiten von und Auswirkungen auf die Natur in ökonomische Werte, um diese in ihre Entscheidungen einfließen zu lassen. Durch die Naturkapitalbewertung können Modeproduzenten beispielsweise leichter erkennen, welche Regionen und Anbauformen besonders gut für eine nachhaltige Beschaffung von Baumwolle geeignet sind.
World Forum on Natural Capital
Aktuell diskutieren vom 27. bis 28. November internationale Führungskräfte, Regierungsvertreter und Umweltexperten beim „World Forum on Natural Capital" in Edinburgh, wie Unternehmen mit diesen bewussteren Entscheidungen ökologischen Zukunftsrisiken und gesellschaftlichen Anforderungen begegnen können.
Auch in Deutschland gibt es erste Schritte zur ökonomischen Bewertung von Naturkapital. Der Global Nature Fund (GNF) bietet mit seiner neusten Publikation "Das Naturkapitalprotokoll in der Praxis" erstmals einen Leitfaden in deutscher Sprache und teilt Erfahrungen aus der praktischen Durchführung von Naturkapitalbewertungen. „Wir freuen uns, dass in Edinburgh viele Interessierte zusammenkommen, die die Naturkapitalbewertung international voranbringen möchten", sagt Andrea Peiffer, Projekt-Managerin im Bereich Unternehmen und Biodiversität des GNF. „Mit unserer neuen Broschüre ebnen wir den Weg für deutsche Unternehmen, in die Naturkapitalbewertung einzusteigen."
Global Nature Fund bietet Einstieg in die Naturkapitalbewertung
Ein international gültiges Rahmenwerk, das Unternehmen bei der Naturkapitalbewertung unterstützt, ist das im Juni 2016 veröffentlichte „Natural Capital Protocol". Das Natural Capital Protocol bietet Unternehmen eine Handreichung, um ihre Wechselwirkungen mit der Natur zu verstehen und in der Entscheidungsfindung zu berücksichtigen.
Der GNF hat bei der Durchführung zweier Fallstudien in den Branchen Bau und Tourismus wertvolle Erfahrungen in der Anwendung des Naturkapitalprotokolls gewonnen. Die jetzt erschienene Broschüre fasst die Schritte des Protokolls zusammen und ergänzt sie mit eigenen Erkenntnissen und Unternehmensbeispielen. Außerdem finden Unternehmen Verweise auf Einstiegshilfen und Datenbanken sowie Hinweise auf andere Managementsysteme, die Daten für die Naturkapitalbewertung liefern. Die Publikation bietet deutschen Unternehmen damit eine kompakte Hilfe für den Einstieg in die Bewertung des Naturkapitals.
Die 24-seitige Broschüre steht hier zum Download bereit:
http://www.business-biodiversity.eu/de/publikationen/broschuere-naturkapitalprotokoll
Hintergrund
Das Natural Capital Protocol wurde von der Natural Capital Coalition entwickelt, eine Multi-Stakeholder Plattform, welche mittlerweile Vertreter von über 200 Organisationen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik vereint. Das Protokoll harmonisiert bereits bestehende Herangehensweisen in einem Rahmenwerk, welches Unternehmen bei der Berücksichtigung von Naturkapital in der Unternehmensstrategie unterstützt. Anhand von vier Phasen erläutert das Protokoll verschiedene Ansätze, um die Wirkungen auf und Abhängigkeiten von der Natur systematisch zu erfassen und diese in die unternehmerische Entscheidungsfindung einfließen zu lassen.
Der Global Nature Fund (GNF) beschäftigt sich bereits seit 2013 mit dem Thema Naturkapital. In dem derzeit laufenden Projekt fördert der GNF den Austausch von Ideen und Konzepten zwischen Unternehmen, baut Netzwerke auf und unterstützt Unternehmen bei der Naturkapitalbewertung. Im Oktober 2017 kamen 150 Teilnehmer auf Einladung des GNF und der Europäischen Kommission in Frankfurt zum Thema Naturkapital zusammen. (Siehe Dokumentation unter:
http://www.business-biodiversity.eu/de/naturalkapital-konferenz)
Das Projekt wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) und dem Umweltbundesamt (UBA) finanziell unterstützt.
Kontakt: Global Nature Fund (GNF) – Internationale Stiftung für Umwelt und Natur
Geschäftsstelle Bonn
Andrea Peiffer, Projekt-Managerin
Kaiser-Friedrich-Straße 11
53113 Bonn, Deutschland
Tel.: + 49 228 184 86 94 12
E-Mail:
peiffer@globalnature.org Webseiten:
www.globalnature.org;
www.business-biodiversity.eu