Bonn, am 10. März 2016: Jedes Jahr produziert unser Planet frei zugängliche natürliche Güter im Wert von 72.000 Mrd. USD. Diese natürlichen Güter und Ökosystemleistungen nutzen Unternehmen auf vielfältige Weise und sind abhängig von diesen. Dennoch findet das eingesetzte Naturkapital im Gegensatz zum Finanzkapital bisher nur selten Eingang in unternehmerische Bilanzen und Entscheidungsprozesse.
Die Umweltstiftung Global Nature Fund möchte Unternehmen auf das Konzept der Naturkapitalbewertung und ihrer Potenziale aufmerksam machen. Dafür bietet der Global Nature Fund Informationsmaterial an und organisiert die Durchführung von Webinaren und Veranstaltungen. Darüber hinaus wurde das Kurzvideo "
Pitch for Nature" des World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) synchronisiert. Dieses erklärt auf einfache Weise und nun auch in deutscher Sprache, was Naturkapital ist und warum Unternehmen sich langfristig wirtschaftlicher aufstellen, wenn sie ihre Auswirkungen und Abhängigkeiten von der Natur erfassen und in ihre Entscheidungen einfließen lassen.
Pilotunternehmen sammeln erste Erfahrungen und positionieren sich im Markt
Im internationalen Raum findet die ökonomische Bewertung von Naturkapital zunehmend Beachtung. So erstellen immer mehr Unternehmen, wie beispielsweise Kering, Holcim, AkzoNobel und NovoNordisk, ökologische Gewinn- und Verlustrechnungen und identifizieren dabei unternehmerische Risiken und Chancen für die Produktgestaltung. In Deutschland hingegen hat das Konzept der Naturkapitalbewertung noch keine weite Verbreitung gefunden.
Um Unternehmen den Einstieg in die Naturkapitalbewertung zu erleichtern und erste Erfahrungen einer breiten Masse zur Verfügung zu stellen, sucht der Global Nature Fund interessierte Pilotunternehmen. Diese können unter Begleitung des Global Nature Fund auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Analysen durchführen und sich damit als Vorreiter im Markt positionieren.
Die ökonomische Bewertung des Naturkapitals ermöglicht den Unternehmen, die Nutzung bisher als selbstverständlich angenommene Ökosystemleistungen in eine Sprache zu übersetzen, welche für jeden leicht verständlich ist. Ausgedrückt in monetären Werten lässt sich die Abhängigkeit von natürlichen Ressourcen leichter in strategische Entscheidungen integrieren. So stellte Kering durch die Erstellung der Environmental Profit and Loss Accounts (E P&L) fest, dass von den 793 Mio. Euro Umweltkosten in 2014 93 % in den vorgelagerten Stufen der Wertschöpfungskette verursacht wurden. Diese Erkenntnis hatte Einfluss auf die Auswahl und Bewertung von Maßnahmen zur Reduktion der eigenen Umweltwirkung. Genauso ermöglichte die Naturkapitalbewertung Kering, verschiedene Umweltwirkungen miteinander zu vergleichen. So wurde deutlich, dass die emittierten Treibhausgase mit 37 % der gesamten Umweltkosten die größte Umweltwirkung darstellen und diese über den gesamten Lebensweg verteilt recht gleichmäßig anfallen. Die zweitgrößte Umweltwirkung stellt mit 28 % der Umweltkosten die Landnutzung durch Kering dar. Die damit einhergehenden Umweltschäden fallen allerdings nicht entlang der Wertschöpfungskette verteilt an, sondern die mit Abstand größten Schäden resultieren in der Stufe der Produktion der Rohmaterialien. Diese Analyse und Gegenüberstellung der verschiedenen Wirkungsbereiche hilft Kering dabei, Transparenz über die eigenen Umweltwirkungen zu schaffen und gezielt Maßnahmen zur Reduktion zu identifizieren, um Risiken frühzeitig zu begegnen.
Vielseitige Anwendungsmöglichkeiten – Naturkapitalbewertung für spezifische Bedürfnisse
Es gibt verschiedene Anwendungsmöglichkeiten der Naturkapitalbewertung, welche auf die Anforderungen der einzelnen Unternehmen ausgewählt werden. Mögliche Anwendungen sind beispielsweise eine erste systematische Erfassung der Auswirkungen und Abhängigkeiten und damit einhergehenden Risiken und Chancen für das eigene Unternehmen oder die erweiterte Bewertung von Handlungsalternativen. Andere Unternehmen verfolgen das Ziel, ihren Net Impact zu erfassen oder ihre interne und externe Berichterstattung verständlicher und umfassender zu gestalten. Dabei können je nach Bedarf das Unternehmen insgesamt, einzelne Standorte, Projekte oder Produkte mit ihrer Wirkung entlang der gesamten Wertschöpfungskette betrachtet werden.
Der Global Nature Fund unterstützt die Unternehmen beim Einstieg in dieses spannende Thema. Dazu begleitet die Umweltstiftung sowohl die Auswahl des Anwendungsbereichs genauso wie die interne Kommunikation und Schulung als auch die Durchführung und Auswertung der Ergebnisse.
Weitere Informationen zum Projekt und Möglichkeiten teilzunehmen finden Sie unter:
http://www.naturalcapitalmarkets.org/aktiv-werden/einstiegshilfe-fuer-unternehmen/
Förderung:
Das Projekt wird unterstützt durch das Umweltbundesamt (UBA) mit finanziellen Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB).
Kontakt: Global Nature Fund (GNF) – Geschäftsstelle Bonn
Andrea Peiffer
Kaiser-Friedrich-Straße 11
53113 Bonn, Deutschland
Tel.: +49 - (0)228 - 18 48 694 – 12
Fax: +49 - (0)228 - 18 48 694 – 99
E-Mail:
peiffer@globalnature.org Webseite:
www.globalnature.org