Living Lakes Network appelliert an COP29: Feuchtgebiete als strategische Klimalösung aufnehmen
 

Archiv der Pressemeldungen des Global Nature Fund

Living Lakes Network appelliert an COP29: Feuchtgebiete als strategische Klimalösung aufnehmen


- Das internationale Netzwerk fordert die Vertragsparteien auf, nationale Maßnahmen umzusetzen, die die Verschlechterung von Seen und Feuchtgebieten stoppen und deren Erhalt und Wiederherstellung fördern, um den Klimawandel einzudämmen.
- Die Klimakrise kann nur Hand in Hand mit dem Kampf gegen den Verlust der Biologischen Vielfalt angegangen werden.

Mangrovenwälder, wie die Sundarbans in Indien und Bangladesh, sind eines der wichtigsten und produktivsten Ökosysteme der Welt. © GNF/Dejas
Radolfzell, 8. November 2024: Seen und Feuchtgebiete stellen eine der wirkungsvollsten naturbasierten Lösungen (NbS) für die Eindämmung des Klimawandels und die Anpassung an seine Folgen dar. Obwohl sie nicht ausreichend genutzt werden, sind sie hocheffiziente Kohlenstoffsenken, die drei- bis fünfmal mehr CO2 speichern als tropische Wälder. Darüber hinaus spielen Feuchtgebiete als natürliche Puffer eine entscheidende Rolle für die Widerstandsfähigkeit menschlicher und natürlicher Systeme bei Klimaextremen. Küstenfeuchtgebiete wie Mangroven schützen die Küsten vor dem Anstieg des Meeresspiegels und vor Sturmfluten. Feuchtgebiete im Landesinneren regulieren den Wasserfluss und mildern so Überschwemmungen und Dürren ab.
 
Anlässlich der 29. UNFCCC Vertragsstaatenkonferenz (COP29), die vom 11. bis 22. November 2024 in Baku (Aserbaidschan) stattfindet, fordert das Living Lakes Network dringende Maßnahmen, um die Wiederherstellung von Feuchtgebieten als strategische Klimalösung zu priorisieren. Auf der COP29 „fordern wir die Vertragsparteien auf, die Wiederherstellung von Feuchtgebieten in ihre national festgelegten Beiträge zu integrieren. Sie müssen sicherstellen, dass auf Feuchtgebieten basierende NbS als wesentlicher Bestandteil der nationalen Klimapläne anerkannt werden", sagt Dr. Thomas Schaefer, Leiter Living Lakes beim Global Nature Fund.
 
Das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK), die Internationale Klimaschutzinitiative (IKI) sowie das Engagement in internationalen Förderfaszilitäten wie dem Green Climate Fund (GCF) der Bunderegierung (vertreten durch BMWK, BMUV und AA) sind Beispiele dafür, wie eine Regierung in dieser Richtung Verantwortung übernehmen kann. Dieses Engagement muss ausgeweitet werden, um den aktuellen Entwicklungen in Deutschland und global begegnen zu können. Andere UNFCCC Vertragsstaaten müssen diesem Beispiel folgen und sich national und international in gleicher Weise engagieren um die Lebensbedingungen der Menschen zu stabilisieren und Klimaflucht entgegenzuwirken.

 
Warum müssen wir Seen wiederherstellen?

In einem Positionspapier argumentiert Living Lakes, dass „die Umsetzung einer groß angelegten Wiederherstellung von Feuchtgebieten erheblich zur Erreichung des 1,5-°C-Ziels im Rahmen des Pariser Abkommens beitragen kann". Das Papier wird von mehr als 130 Organisationen aus rund 60 Ländern unterstützt, die sich für den Schutz von Seen und Feuchtgebieten einsetzen.
 
Feuchtgebiete und Seen haben ein großes Potenzial zur Bindung von Kohlenstoff, wenn sie sich in einem guten ökologischen Zustand befinden und effektiv bewirtschaftet werden. Sie sind ein wirksames Instrument um ökologische, klimatische und sozioökonomische Herausforderungen zu bewältigen. Degradierte Feuchtgebiete können jedoch zu Kohlenstoffemissionsquellen werden. Das beweist, dass der Erhalt, die effektive Bewirtschaftung und Wiederherstellung von Feuchtgebieten wirksame und kostengünstige naturbasierte Lösungen gegen die Auswirkungen des Klimawandels, einschließlich Wasserknappheit, sind.
 
Die Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services (IPBES) betont, dass 85 % der Seen und Feuchtgebiete zerstört oder stark geschädigt sind.
 
„Wir müssen jetzt mutige Maßnahmen ergreifen, die die unschätzbare Rolle von Feuchtgebieten anerkennen. Die Wiederherstellung und Erhaltung von Feuchtgebieten müssen priorisiert werden. Damit können die Vertragsparteien einen bedeutenden Schritt gehen, um die globalen Klimaziele zu erreichen und eine nachhaltige Zukunft für alle zu sichern", so Dr. Thomas Schaefer.
 

Integration von Seen und Feuchtgebieten in Rahmenwerke zu Klima, Biodiversität und Landdegradation

Der Schutz und die Wiederherstellung von Feuchtgebieten trägt zur Bewältigung der Klimakrise bei und ist auch eng mit umfassenderen globalen Zielen zur Bekämpfung des Biodiversitätsverlusts und der Landdegradation verbunden. Sie wird zu einer Schlüsselkomponente in der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC), der Biodiversitätskonvention (CBD) und der UN-Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD).
 
Ein zentrales Thema auf der COP29 wird die Finanzierung sein. Sie ist für die Länder von entscheidender Bedeutung, um die Treibhausgasemissionen drastisch zu reduzieren und Leben und Lebensgrundlagen vor den zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels zu schützen. Living Lakes zielt auf die Klimafinanzierung für die Wiederherstellung von Seen und Feuchtgebieten ab. Dabei sollen insbesondere Entwicklungsländer berücksichtigt werden, in denen Feuchtgebiete gefährdeten Bevölkerungsgruppen wichtige Ökosystemleistungen bieten. Darüber hinaus fordert das Netzwerk die internationale Gemeinschaft auf, Credits für die Wiederherstellung von Feuchtgebieten in freiwillige Kohlenstoffmärkte aufzunehmen. Diese Lösung trage zur Eindämmung des Klimawandels und zur Verbesserung der Biodiversität bei.
 
Das Living Lakes Network betont, dass der Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft nicht ohne die Beteiligung indigener Völker, lokaler Gemeinschaften, Frauen und Jugendlicher erfolgen kann, deren Lebensunterhalt und kulturelle Praktiken von diesen Ökosystemen abhängen. Fast eine Milliarde Menschen leben in einem Umkreis von 5 km um einen See. In Ländern, die offizielle Entwicklungshilfe erhalten, sind die meisten von ihnen auf Trinkwasser aus diesen Süßwasservorkommen angewiesen. Im Jahr 2020 waren weltweit allein 122 Millionen Menschen auf unbehandelte Oberflächen-Trinkwasserquellen angewiesen. Diese Bevölkerungsgruppen sind unmittelbar dem Risiko ausgesetzt, durch Wasser übertragenen Krankheiten, Giftstoffen und schädlichen Chemikalien ausgesetzt zu sein.
 
Daher fordert Living Lakes die Vertragsparteien nachdrücklich auf, Seen und Feuchtgebiete als wesentliche NbS-Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels und zur Anpassung an diesen aufzunehmen, angemessene Finanzmittel für die Wiederherstellung und den Schutz von Feuchtgebieten bereitzustellen und die in seinem Positionspapier beschriebenen spezifischen Empfehlungen in die COP29-Vereinbarungen aufzunehmen.
 

Kontakt

Global Nature Fund (GNF)
Internationale Stiftung für Umwelt und Natur
Dr. Thomas Schaefer
Leiter Naturschutz, Living Lakes & Wasser
Fritz-Reichle-Ring 4
78315 Radolfzell
Telefon: +49 0176 64 799 699
E-Mail: schaefer@globalnature.org
www.globalnature.org
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