Radolfzell, 10.09.2021: Es war wie ein Geburtstagsgeschenk – und zwar eines, über das man sich besonders freut, weil man nicht damit gerechnet hat. Seit genau einem Jahr ist der Global Nature Fund (GNF) gemeinsam mit seinem regionalen Partner ecoDevshilt am Hovsgol-See mit dem Projekt „Gewässerschutz und Sicherung der Lebensgrundlagen traditioneller Nomaden in der Nordmongolei" aktiv, das als einziges in der Mongolei vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) im Rahmen des Programms Private Träger gefördert wird. Dass der GNF in der entlegenen Region Zentralasiens wertvolle Arbeit leistet, bestätigte ihm vergangene Woche der deutsche Botschafter in der Mongolei, Jörn Rosenberg, der gemeinsam mit seiner Frau Ursula die weite Reise von der Hauptstadt Ulan Bator auf sich nahm, um sich über das Projekt am See zu informieren.
Für das Projektvorhaben signalisiert dieser Besuch eine große Unterstützung vor allem der Maßnahmen, in die verschiedene mongolische Verwaltungsebenen eingebunden werden. Gleichzeitig ermöglicht es die Verknüpfung mit anderen von der Bundesregierung geförderten Projekten und bedeutet zusätzliche Motivation für das Projektteam aus ecoDevshilt und GNF.
Besuch eines Naturjuwels: Botschafterpaar am Hovsgol
Das Botschafterpaar zeigte sich beeindruckt vom integrativen Ansatz der GNF-Initiative: An der Schnittstelle von Umweltschutz und Entwicklungszusammenarbeit setzen sich die Projektmanager*innen dafür ein, das kostbare Naturerbe im Lake Hovsgol Nationalpark zu bewahren und zugleich die wirtschaftliche Situation der Menschen vor Ort zu verbessern. Konkret geht es um Abfallmanagement am See und Konzepte für nachhaltigen Tourismus – denn der Hovsgol, Millionen von Jahren alt, viermal so groß wie der Bodensee und mit einer Sichttiefe von über 30 Metern, hat ein Müllproblem.
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Die Weiten der Mongolei sind für viele Menschen hierzulande ein Sehnsuchtsort", sagt Dr. Thomas Schaefer, der beim GNF die Arbeitsbereiche Living Lakes und Naturschutz sowie das Projekt am Hovsgol-See leitet. „
Endlose Taiga und Steppe, glasklare Seen und Menschen, die nach nomadischer Tradition in stolzer Einfachheit leben: Das ist ein Symbol eines anderen, ‚echten‘ Lebens – und weckt Wünsche nach einem alternativen Tourismus. Tatsächlich kommen jedes Jahr mehr Menschen an den See, um dieses Naturjuwel zu erleben. Das ist schön, hat aber auch die üblichen Folgen: Die Menschen in der Region haben wirtschaftlich Anteil am Fremdenverkehr, müssen aber auch mit den Belastungen zurechtkommen, die er verursacht. Dabei möchten wir ihnen helfen. Und wir sind dankbar, dass Jörn und Ursula Rosenberg unser Projekt besucht haben, weil wir von der Unterstützung durch die deutsche Botschaft für unser Engagement nur profitieren können."
Tourismus als Chance und Herausforderung für die Region
Für die etwa 6.000 Menschen, die am Gewässer ein Gebiet etwa halb so groß wie Hessen bewohnen und teils noch traditionell als Nomaden von der Haltung von Yaks und Kaschmirziegen leben, ist der Tourismus mittlerweile eine wichtige Einkommensquelle. Allerdings kam das Nationalparkmanagement am Hovsgol-See bis zum Beginn des Projekts mit der wachsenden Zahl an Übernachtungen an seine Leistungsgrenze bezüglich Versorgung, Abfallbeseitigung und Besucherlenkung. Wilde Müllablagerungen bedeuteten ein massives Umweltproblem und eine Bedrohung insbesondere für die Trinkwasserqualität des Sees.
GNF und ecoDevshilt haben sich das Ziel gesetzt, der Region dabei zu helfen, die Vorteile des Tourismus zu nutzen und zugleich die Herausforderungen zu bewältigen, die damit einhergehen. Als Sofortmaßnahme verteilen Helfer*innen seit Projektstart am Parkeingang Infomaterial und Müllsäcke: Denn entscheidend ist es, die Besucher*innen des Hovsgol für dessen Schutzwürdigkeit zu sensibilisieren. Die Säcke werden in den Jurten-Camps, der üblichen Unterkunft am See, gesammelt oder können am Eingang wieder abgegeben werden. Das ist ein Aspekt des nachhaltigen, selbsttragenden Entsorgungssystems, das die Projektpartner für den Nationalpark entwickelt haben und das mittlerweile erfolgreich umgesetzt wird. Eine weitere Säule des Engagements ist die Beratung des Handels vor Ort zum Thema Mülltrennung und -reduktion. So bereitet der GNF in der Region umweltbewusstem Handeln den Weg, das Naturerbe und traditionelle Lebensweisen gleichermaßen schützt.
Zur GNF-Projektwebsite über das Projekt am Hovsgol-See
Über den Global Nature Fund (GNF)
Der Global Nature Fund (GNF) wurde 1998 von engagierten Umwelt- und Naturschützer*innen in Radolfzell am Bodensee als Stiftung mit dem Ziel gegründet, den internationalen Seen- und Feuchtgebietsschutz voranzubringen. Der GNF koordiniert das Netzwerk Living Lakes, dem mittlerweile über hundert Partnerorganisationen und Seen auf allen Kontinenten angehören – sogar in der Antarktis. Im Laufe der Jahre erweiterten die Projektmanager*innen des GNF sein Projektportfolio um neue Tätigkeitsfelder: Mittlerweile sind sie neben dem Gewässer- und Seenschutz auch in anderen Bereichen des Naturschutzes, in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit und im Bereich Unternehmen & Biodiversität aktiv.
Kontakt
Global Nature Fund (GNF)Dr. Thomas Schaefer
Leiter Naturschutz und Living Lakes
Fritz-Reichle-Ring 4
78315 Radolfzell am Bodensee
Tel.: +49 7732 9995 89
E-Mail:
schaefer@globalnature.org Webseite:
www.globalnature.org