Radolfzell, 2. Februar 2013: Der Winnipegsee (englisch Lake Winnipeg) liegt in der kanadischen Provinz Manitoba, die auch „Land der 100.000 Seen" genannt wird. Die idyllische Wasserlandschaft kann aber seit längerem nicht mehr über die immer dramatischer werdende Situation am zehngrößten See der Welt hinwegtäuschen. Aus diesem Grund ernennt der Global Nature Fund (GNF) den Lake Winnipeg am Welttag der Feuchtgebiete zum „Bedrohten See des Jahres 2013".
Zunehmende Belastungen aus dem Wassereinzugsgebiet
Der Lake Winnipeg ist etwa 45 Mal größer als der Bodensee. Dass dieser riesige kanadische See ähnliche Probleme hat wie Seen in dicht besiedelten Ländern, ist kaum zu glauben. Trotz der geringen Bevölkerungsdichte in seinem Wassereinzugsgebiet von nur sieben Einwohnern pro km² – im Vergleich zu fast 230 Einwohnern pro km² in Deutschland – bedrohen Nährstoff- und Pestizideinträge aus der Landwirtschaft, Abwassereinleitungen und fehlende Schutzstrategien die Zukunft des Lake Winnipeg. Der Eintrag all dieser Stoffe verursacht ein immer stärkeres Algenwachstum im See, welches das Nahrungangebot im See aus dem Gleichgewicht bringt und für den Menschen giftig sein kann. Die zunehmende Häufigkeit von Überschwemmungen zusammen mit dem Klimawandel, dem Austrocknen von Feuchtgebieten, dem Eindringen fremder Arten und der Regulierung des Wasserpegels haben weitere negative Auswirkungen auf den See.
Wege aus dem Dilemma
Die Lake Winnipeg Foundation (LWF) ist seit 2006 in den Schutz des Ökosystems Winnipegsee mit eingebunden. 2010 gründete LWF gemeinsam mit dem kanadischen Umweltverband Wildsight das nationale Living Lakes-Netzwerk Kanada. Das Ziel dieses Netzwerkes ist es, die Verwaltung der kanadischen Seen, Flüsse und Feuchtgebiete zu verbessern und sie langfristig zu schützen. Dazu bedarf es eines Aktionsplans, dem alle Anlieger und Interessengruppen zustimmen. Dies ist schwierig, da vier kanadische Provinzen sowie vier US-Bundesstaaten zusammenkommen sollten. Außerdem hat die Umweltpolitik der kanadischen Regierung in den vergangenen Jahren den Schutz von Ökosystemen nicht weiter verfolgt.
Kat Hartwig von Living Lakes Kanada unterstreicht, „dass die kanadische Bevölkerung nun gefordert ist, ihre Seen und Feuchtgebiete zu retten, da die kanadische Regierung die Umweltgesetzgebung – die früher einen guten Schutz der Gewässer Kanadas sicherstellte – dramatisch eingeschränkt hat". Im Dezember 2011 erklärte der kanadische Umweltminister Peter Kent sogar den Ausstieg Kanadas aus dem Klimaschutz-Protokoll. Vor diesem Hintergrund wird eine Renaturierung des Lake Winnipeg nur möglich sein, wenn Regierung, Industrie, Umweltorganisationen und Gemeinden zusammenarbeiten.
Hintergrundinformationen
Das Wassereinzugsgebiet des Lake Winnipeg erstreckt sich über fast eine Million Quadratkilometer. Das riesige Einzugsgebiet liegt in den kanadischen Provinzen Alberta, Saskatchewan, Manitoba und Ontario sowie den US-Bundesstaaten North Dakota, South Dakota, Minnesota und Montana. Der Lake Winnipeg wird über zahlreiche Flüsse, wie Saskatchewan River, Red River, Winnipeg River und Assiniboine River, gespeist. Im Norden und Osten des Lake Winnipeg prägen weitläufige Wälder und Seenlandschaften das Landschaftsbild. Am Lake Winnipeg ist die größte kommerzielle Zander-Fischerei Nordamerikas angesiedelt und der See ist das drittgrößte Staubecken weltweit. Zudem ist der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für viele Gemeinden am See. Die Kommunen verfügen oft über keine ausreichende Abwasserreinigung und belasten die Wasserqualität des Lake Winnipeg mit Stickstoff- und Phosphorverbindungen.
Die Sicherung sauberen Wassers ist neben dem Klimaschutz eine der zentralen Herausforderungen unserer Zeit. Seit dem Jahr 2004 ernennt die internationale Umweltstiftung Global Nature Fund am 2. Februar, dem internationalen Tag der Feuchtgebiete, einen „Bedrohten See des Jahres". Dadurch soll auf eine aktuelle und bedrohliche Situation vor Ort aufmerksam gemacht werden. Die Zerstörung der Seen und Feuchtgebiete der Welt schreitet – leider oft unbemerkt von der Öffentlichkeit – immer schneller voran. Um unsere wertvollen Gewässer für uns Menschen, aber auch als Lebensraum unzähliger Pflanzen- und Tierarten, zu schützen, startete der Global Nature Fund im Jahr 1998 das internationale Seennetzwerk Living Lakes. Das Modell hat Schule gemacht und zur Gründung nationaler Netzwerke, unter anderem auch in Kanada, geführt.
Das Living Lakes-Netzwerk setzt sich erfolgreich und nachhaltig für die betroffenen Regionen ein und wird hierbei von Unternehmen wie Daimler, Sika, Kärcher und Osram unterstützt.
Mehr Informationen unter:
www.globalnature.org/BedrohterSee2013
Kontakt:
Global Nature Fund (GNF)
Udo Gattenlöhner
Fritz-Reichle-Ring 4
78315 Radolfzell, Deutschland
Tel.: +49 – (0) - 77 32 - 99 95 - 80
Fax: +49 – (0) - 77 32 - 99 95 - 88
E-Mail:
gattenloehner@globalnature.org
Website:
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