Alle 14 Stunden stirbt ein Nashorn
 

Archiv der Pressemeldungen des Global Nature Fund

Alle 14 Stunden stirbt ein Nashorn
Im Kampf gegen die Wilderei sterben nicht nur Nashörner – auch die Wildhüter riskieren jeden Tag ihr Leben. Mit bislang 559 getöteten Tieren verzeichnet auch das Jahr 2012 wieder ein neues trauriges Rekordhoch. Kann eine Legalisierung des Handels eine Lösung darstellen?
Radolfzell, 26. November 2012: Im Verlauf dieses Jahres wurden bereits 559 Nashörner illegal und grausam getötet, um ihr Horn als vermeintliches Wundermittel auf dem asiatischen Schwarzmarkt zu verkaufen. „Hält der Anstieg der Wilderei weiter an, werden die über Jahrzehnte hinweg mühsam stabilisierten Nashornpopulationen wieder zusammenbrechen und das Überleben der Arten ist massiv gefährdet" sagt Katharina Trump, Projektmanagerin beim Global Nature Fund.
 
Medizinisch konnte die Wirkung des Horns, welches hauptsächlich aus Keratin besteht und damit in seiner chemischen Zusammensetzung menschlichen Fingernägeln oder Haaren ähnelt, bislang nicht nachgewiesen werden. Dennoch hält sich der Mythos von krebsheilenden und fiebersenkenden Inhaltsstoffen hartnäckig. Und die aufstrebende Mittelschicht in Ländern wie Vietnam oder China lässt sich ihren Aberglauben einiges kosten: mehrere zehntausend Euro bezahlen Kunden für ein Kilo des Horns – ein Preis auf dem Niveau von Gold und Kokain. Das illegale Geschäft ist dementsprechend verlockend.  
 
Genau hier sehen einige Experten einen Ansatzpunkt im Kampf gegen die Wilderei: durch die Legalisierung des Handels könnte der Markt kontrolliert bedient werden, die Preise würden sinken, illegale Wilderei wäre weniger lukrativ und ginge zurück.
 
Für den Handel könnten Hörner von natürlich verstorbenen Tieren oder Nashörnern aus Zuchtfarmen verwendet werden. Die Tiere müssten hierfür noch nicht einmal getötet werden, denn die Hörner können unter Narkose abgenommen werden und wachsen sogar wieder nach. Ähnlich wie Tiger und Bären in China könnte man Nashörner also als Nutztiere züchten – aber stellt man sich so das Überleben dieser Arten vor? 
 
Kritiker halten dagegen, dass eine Legalisierung des Handles bereits in anderen Bereichen nicht den gewünschten Erfolg brachte. Die schrittweise Lockerung im Handel von Elfenbein in den letzten Jahren konnte nicht zu einer Eindämmung der Wilderei führen. Bis heute werden tausende Elefanten illegal getötet und ihre Stoßzähne auf dem asiatischen Schwarzmarkt verkauft. „Das Problem bei Rhino-Horn ist die Gefahr einer steigenden Nachfrage bei sinkenden Preisen. Solange der Glaube an ein Wundermittel weiter anhält, könnten niedrigere Preise auch eine Ausweitung der Zielgruppe auf die unteren Bevölkerungsschichten bewirken. Kann der Markt über den legalen Handel nicht mehr bedient werden, wäre die schlimmste Konsequenz sogar eine zunehmende Wilderei", so Trump weiter. Es ist also zu befürchten, dass ein freier Verkauf das Töten nicht eindämmt, sondern sogar noch weiter anheizt. 
 
Die Legalisierung des Handels bleibt ein kritisches Thema. Im Kampf gegen die professionell organisierten Wilderer-Banden muss Afrika seine Schutzbemühungen daher ganzheitlich ausbauen. Es braucht bessere Überwachung und Ausrüstung, härtere Gesetzte, mehr Personal und, vor allem, die breite Unterstützung der lokalen Bevölkerung. Deswegen realisiert der Global Nature Fund mit nationalen und internationalen Partnern in Südafrika ein Projekt zum Aufbau von Ökotourismus. Ziel ist es, den lebenden Tieren einen höheren Wert zu geben und alternative Einkommensquellen zur Wilderei aufzubauen. Das Projekt wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert. 
 
Kontakt:
Katharina Trump
Global Nature Fund (GNF)
Fritz-Reichle-Ring 4
78315 Radolfzell, Deutschland
Tel.: 0 77 32 - 99 95 – 83
Fax: 0 77 32 - 99 95 – 88
E-Mail: trump@globalnature.org
Website: www.globalnature.org 

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