Festivalsommer – Party ohne Reue?
 

Archiv der Pressemeldungen des Global Nature Fund

Festivalsommer – Party ohne Reue?
Der Global Nature Fund vermittelt Kontakte und gibt Anregungen, wie Festivals umweltfreundlich gelingen können.
Radolfzell, am 16. August 2012: Sommerzeit ist Party- und Festivalzeit in Deutschland. Tausende von Party- und Festivalfreunden pilgern zu den verschiedensten Open-Air Aktivitäten. Viele der Großveranstaltungen finden in oder nahe zu sensiblen Regionen statt, z.B. Trinkwasserspeichern oder Schutzgebieten. Beispiele sind das Seenachtfest am Bodensee, das Taubertal Festival oder das Reggae Summer Festival am Chiemsee. So wertvoll solche Open-Air Veranstaltungen für Gemeinschaftserlebnis, Spaß und die Erholung der Menschen sind, die Menschenmassen führen auch zu Umweltproblemen. Autoschlangen, Müll, Lärm und Chemie-Toiletten gehören zu den offensichtlichsten Herausforderungen. Aus Sicht des Global Nature Fund (GNF) gibt es leider noch zu viele Großveranstaltungen, bei denen ökologische Kriterien nicht an erster Stelle stehen. Die Müllmassen, die tausende Besucher zwangsläufig erzeugen, sind in Großstädten eher ein logistisches Problem der Müllabfuhr und seit der „Love Parade"-Katastrophe wird im urbanen Umfeld das Augenmerk auch eher auf die Sicherheit gelegt. In naturnahen Regionen sind mögliche ökologische Risiken von Großveranstaltungen jedoch nicht von der Hand zu weisen.
 
Der GNF macht sich Gedanken, wie man Spaß mit Umwelt- und Naturschutzaspekten kombinieren kann. Dass dies kein Gegensatz sein muss, zeigen bereits existierende Initiativen und Empfehlungen für Veranstalter und Besucher. Schon vor Jahren hat das Bundesamt für Naturschutz (BfN) des Bundesumweltministeriums einen 35-seitigen Leitfaden für Festivalveranstalter herausgegeben. Aus dem Projekt des BfN ist in Zusammenarbeit mit weiteren Partnern im letzten Jahr ein gemeinnütziger Verein mit dem Namen „Sounds for Nature Foundation" (SfN) entstanden.
 
Ziel der SfN-Initiative ist es, Festivalveranstalter und Besucher mit positiven Anreizen für Naturschutzthemen zu sensibilisieren. Der BfN-Leitfaden zeigt ökologische Verbesserungspotentiale auf und bietet Veranstaltern eine Art Ökosiegel als Anreiz. Eine aktualisierte Ausgabe soll 2013 erscheinen. Festival-Veranstalter können das Sounds for Nature-Siegel erhalten, wenn sie bei der Veranstaltung bestimmte Mindest-Umweltstandards erfüllen. „Das SfN-Siegel ist zunächst eine Art Öko-Audit Light", erklärt Franz Emde, Mitarbeiter beim BfN und Mitinitiator von Sounds for Nature. „Die Veranstalter unterzeichnen eine Selbstverpflichtung und dadurch werden die festgelegten Umweltstandards verbindlich und überprüfbar. Da dies ein jährlicher Prozess ist, steigen die Umweltanforderungen je nach Umsetzungsmöglichkeiten schrittweise an."
 
Eines der SfN-Vorzeigeprojekte ist das Taubertal Festival, das seit 2003 die BfN-Kriterien erfüllt. „Im Taubertal liegen sensible Naturzonen wie Trockenrasen auf der einen Seite und die idyllische Tauber auf der anderen Seite des Festivalgeländes", so Florian Zoll vom Veranstaltungsteam, „das ist schon eine besondere ökologische Verantwortung und Herausforderung." Eine weitere interessante Initiative ist der vom Bundesumweltministerium (BMU) geförderte Wettbewerb „Klima sucht Schutz". Diese Kampagne zeichnet klimafreundliche Festivals mit einem „Greener Partner"-Siegel aus. Im Jahr 2012 erhielt das MELT Festival in Brandenburg das BMU-Siegel. Außerdem hat die Kampagne eine Broschüre herausgegeben, die Besuchern hilft, sich klima- und umweltgerecht auf den Festivalbesuch vorzubereiten.
 
Viele der ganz großen Veranstaltungen, so zum Beispiel Rock am Ring oder Wacken, nutzen das Siegel jedoch noch nicht oder bauen auf eigene Standards. Einige der Festivalveranstalter, beispielsweise Southside, Hurricane oder das Chiemsee Reggae Festival, setzen seit einigen Jahren auf Konzepte wie „Grüner Wohnen" und Müllpfandsysteme. „Grüner Wohnen" bietet sensiblen Festivalgästen einen abgetrennten Zeltbereich, in dem auf Umweltbewusstsein und Ruhe großen Wert gelegt wird. Beim Müllpfandsystem ist im Eintrittspreis eine Gebühr, in der Regel fünf Euro, enthalten. Jeder Besucher erhält einen Müllsack und muss diesen gefüllt am Ende der Veranstaltung wieder abgeben, um den Pfandbetrag zurück zu erhalten. Wobei das Pfand von fünf Euro von Experten als zu gering eingeschätzt wird, um einen deutlichen Anreiz für die Festivalbesucher zu bieten. Auch Hannah Klose von Sounds for Nature hält zehn Euro für angemessener.
 
Auch die in der Eintrittskarte beinhaltete kostenlose Anreise mit Bahn und Bus ist bei immer mehr Festivals Standard. „Bei uns reisen etwa 60 % der Besucher mit öffentlichen Verkehrsmitteln an. Damit reduzieren wir den CO2-Fußabdruck unseres Festivals ganz entscheidend", sagt Chiemsee-Festival-Sprecher Michael Buchholz nicht ohne Stolz. Neu ist auch, dass die Fans am Chiemsee ihren „Rasta-Sound" mit grünem Ökostrom genießen können und ein so genanntes Lotsenprojekt gestartet wurde, bei dem Freiwillige die strikte Mülltrennung auf dem Gelände unterstützen.
 
Sollten diese Ansätze weiter Schule machen, können Umweltbelastungen schrittweise minimiert werden und Festivalfans kommen dem Credo „Spaß haben und die Umwelt respektieren" immer näher.
 
Kontakt:
Die erwähnten Veröffentlichungen und Tipps bieten die jeweiligen Herausgeber zum kostenlosen Download an. Die Kontakte finden sich auf der GNF Webseite unter www.globalnature.org/festivals.
 
Global Nature Fund (GNF)
Udo Gattenlöhner
Fritz-Reichle-Ring 4
78315 Radolfzell, Deutschland
Tel.: +49 - (0) 77 32 - 99 95 80
Fax: +49 - (0) 77 32 - 99 95 88
E-Mail: info@globalnature.org
Webseite: www.globalnature.org 

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