Mallorca vor dem ökologischen und touristischen Kollaps
 

Für die Presse

 
 

Mallorca vor dem ökologischen und touristischen Kollaps

Kein nachhaltiger Tourismus auf beliebter Ferieninsel – Global Nature Fund und balearische Umweltorganisation GOB fordern drastische Maßnahmen

Kreuzfahrtschiffe vor Mallorca, GOB
Radolfzell/Palma de Mallorca, 9. August 2017: Mallorca wird dieses Jahr von etwa 14 Millionen Touristen überschwemmt werden. „Die relativ kleine Insel hat ihre ökologische Tragfähigkeit aber schon längst überschritten", erklärt Dr. Thomas Schaefer vom Global Nature Fund (GNF). Die Trinkwasserressourcen werden wieder knapp, dazu kommt, dass einige Kläranlagen bei so vielen Menschen der Reinigung des Abwassers kaum noch nachkommen können, und auch dieses Jahr wohl Strände wegen Verunreinigungen gesperrt werden müssen. Hinzu kommt, dass viele Strände jetzt schon so überfüllt sind, dass der Urlaub wohl eher in Stress ausarten wird, als zur Erholung, einmal abgesehen von den ökologischen Folgen der Überfüllung wie der Zerstörung von Dünen oder dem Müllproblem an vielen Stränden.

Unklar bleibt auch, wie Mallorca jemals seine Klimaschutzziele einhalten kann. Eine Flotte von 100.000 Mietwagen, die vom Festland auf die Insel gebracht wurden, verursachen auch für die Luftreinhaltung große Probleme. Auf Mallorca kommen auf 1.000 Einwohner 853 Pkw, ein unrühmlicher Rekord. Zusätzlich erschwerend sind die als Dreckschleudern bekannten zahlreichen Kreuzfahrtschiffe, die Schweröl benutzen und beim An- und Ablegen in Palma die Luft mit krebserregenden Rußpartikeln verschmutzen. Aber nicht nur das: Lediglich drei Prozent der verbrauchten Energie stammen aus erneuerbaren Quellen! Der Rest der Energie wird mit fossilen Brennstoffen wie Kohle, Gas oder Öl produziert, obwohl auf Mallorca quasi das ganze Jahr die Sonne scheint!

Weitere Belastungen durch Lärm und Emissionen kommen durch den stetig wachsenden Flugverkehr. An Wochenenden im Sommer gibt es quasi jede Minute eine Flugbewegung (Landung oder Abflug), 60 Flugbewegungen in der Stunde, die am profitabelsten Flughafen Spaniens sogar noch auf 80 pro Stunde erhöht werden sollen. Der Flughafen platzt dabei jetzt schon aus allen Nähten und die Fluglotsen warnen aus Sicherheitsgründen davor, die Kapazitäten noch weiter auszubauen.

Einige Zahlen zum ökologischen Ausnahmezustand, in dem sich Mallorca befindet:
  • von 2010 bis 2016 stieg der Trinkwasserverbrauch um 11 %,
  • das Müllaufkommen stieg um 14 %,
  • die Flüge nahm um 24 % zu,
  • es kommen 14 % mehr Kreuzfahrschiffe,
  • die Zahl der Touristen hat um 23 % zugenommen.

Das hat mit nachhaltigem Tourismus nichts zu tun, obwohl das der balearische Tourismusminister immer wieder behauptet.

Der Massenansturm von Touristen hat schwere soziale Auswirkungen und Verwerfungen. Immer mehr einfache Wohnungen in Mehrfamilienhäusern werden illegal über Ferienmietplattformen an Touristen vermietet, vor allem in der Inselhauptstadt Palma. Gleichzeitig kaufen sich immer mehr Ausländer ein (Stichwort: Gentrifizierung): Erschwingliche Mieten für die lokale Bevölkerung gibt es praktisch nicht mehr, was dazu führt, dass Saisonkräfte im Gesundheitsbereich nicht mehr nach Mallorca kommen. Darunter leiden auch Touristen, wenn sie in örtlichen Krankenhäusern behandelt werden.

An manchen Tagen stürmen mehr als 20.000 Kreuzfahrttouristen die Altstadt von Palma. Immer mehr kleine Läden (Nahversorgung mit Lebensmitteln für die Bewohner) gehen wegen der hohen Pacht Pleite, und die Bewohner von Palma fühlen sich in ihrer eigenen Stadt zunehmend als Fremde. Hinzu kommt, dass sich die Stadt immer mehr zu einem Museum oder Disney-Land entwickelt, wie dies auch in Venedig oder Barcelona geschieht. Der GOB unterstützt deshalb die Bürgervereinigung „Die Stadt ist für die da, die hier wohnen und nicht für die, die uns besuchen".

„Vor 40 Jahren ist es gelungen, die Insel Dragonera vor der Bebauung mit Ferienhäusern für 4.500 Touristen zu retten", resümiert der internationale Pressesprecher des GOB, Gerald Hau. „Heute gilt es mehr denn je, den ökologischen Kollaps der Hauptinsel Mallorca zu verhindern", fügt er hinzu. Der GOB fordert deshalb drastische Maßnahmen zur Reduzierung des Massentourismus. Hierzu gehört das Verbot der Vermietung von Ferienwohnungen, die Reduzierung der Hotelbetten, der Mietwagenflotte und der Kreuzfahrtschiffe. Eine Erhöhung der Flüge nach Mallorca muss verhindert werden und die Nutzung der Ressourcen wie etwa Trinkwasser muss nachhaltig und ökologisch erfolgen. Außerdem müssen erneuerbare Energien verstärkt gefördert werden, wenn auch nicht durch Solarparks in der Kulturlandschaft Mallorcas. Auch muss gegen die weitere Bebauung und Immobilienspekulation vorgegangen werden, denn die spanische Immobilienkrise ist auf Mallorca längst vorbei und es wird wieder kräftig gebaut, und das auch illegal.

Der GNF und der GOB haben nichts gegen den Tourismus generell auf Mallorca, denn davon lebt die Insel. Jetzt wurde aber das ökologisch tragfähige Limit dramatisch überschritten und es bleibt zu hoffen, dass die Insel wenigstens wieder teilweise zur „Insel der Ruhe" wird, wo man sich wirklich erholen kann.

Kontakt:
Gerald Hau
Projektleiter und internationaler Pressesprecher
Grup Balear d’Ornitologia i Defensa de la Naturalesa (GOB)
Tel.: +34 616 310 458
E-Mail: gobmallorca@email.de
Website: www.gobmallorca.com

Global Nature Fund (GNF)
Fritz-Reichle-Ring 4
78315 Radolfzell, Deutschland
Tel.: +49 7732 9995 0
Fax: +49 7732 9995 88
E-Mail: info@globalnature.org  
Website: www.globalnature.org
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