Wasserverschmutzung, Abholzung von Mangrovenwäldern und Zerstörung von Lebensräumen für Bebauung gefährden die Lebensgrundlagen der lokalen Bevölkerung und vieler gefährdeter Arten in den Seenregionen Bolgoda und Madampe im Südwesten Sri Lankas. Die einzigartigen Mangrovenwälder Sri Lankas mit einer spektakulären Artenvielfalt sind durch zunehmende menschliche Aktivitäten und den Folgen des Klimawandels bedroht.
Radolfzell/Colombo, 2. Februar 2018: Tausende von Menschen sind von den Folgen der Zerstörung und Verschmutzung der beiden einzigartigen Ökosysteme an den Seen Bolgoda und Madampe in Sri Lanka betroffen. Die Zerstörung der Mangrovenwälder, z. B. für den Bau von Hotelkomplexen und Bungalows, gefährdet die Existenzgrundlage der Menschen in der Region. Außerdem verschlechtern unzureichend gereinigte Abwässer aus Landwirtschaft und Industrie die Wasserqualität dramatisch. Dies betrifft nicht nur die Umwelt, sondern auch eine große Zahl von Fischern und anderen einheimischen Bevölkerungsgruppen, deren Lebensunterhalt und Nahrungsressourcen von den Seen abhängen.
Mangroven – ein außergewöhnliches Ökosystem
Mangroven bilden die Grundlage für viele Küstenfischereien, wirken als natürliche Schutzschilde gegen Stürme und Tsunamis und bilden große Kohlenstoffsenken. Zusammen mit Korallenriffen und tropischen Wäldern gehören Mangroven zu den produktivsten und zugleich bedrohtesten Ökosystemen der Erde. Garnelen, Krabben und Fische nutzen die verzweigten Räume zwischen den Wurzeln als Unterschlupf, Laichplatz und Nahrungsquelle. Mangroven spielen daher eine wichtige Rolle als Lebensraum für viele kommerziell wichtige Arten, wie Garnelen und verschiedene Fischarten. Mangroven verschwinden in alarmierender Geschwindigkeit: Seit 1980 wurden weltweit mehr als 20 %, das sind 3,6 Millionen Hektar, Mangrovenwälder vernichtet (UNEP, 2014).
Bolgoda See
Bolgoda ist der größte natürliche Süßwassersee Sri Lankas. Rund 166.000 Menschen leben in der Region rund um die Feuchtgebiete. Er bildet ein sehr artenreiches Ökosystem mit einer großen Vielfalt an Mangrovenarten und anderen terrestrischen, semiaquatischen und aquatischen Arten. Aufgrund seiner natürlichen Schönheit ist das touristische Potential des Gebietes, das an die Hauptstadt Colombo grenzt, sehr hoch. Heute ist der See durch Eingriffe in den ihn umgebenden Schutzzonen, Mülldeponien und industrielle Schadstoffe, die in den See eingeleitet werden, stark gefährdet. Darüber hinaus wurden Mangrovenlebensräume in Reisfelder umgewandelt oder für den Bau von touristischen Infrastrukturen genutzt.
Madampe See
Einer der letzten intakten Mangrovenwälder Sri Lankas mit einer außergewöhnlich hohen Artenvielfalt umgibt den Madampe See. Dieser spielt eine sehr wichtige Rolle für die Binnenfischerei und als Laichgebiet für Meeresfische. Das Gebiet steht durch expandierende Landwirtschaft wie Zimtanbau, Infrastrukturprojekte, Landgewinnung, Urbanisierung und Holzeinschlag unter hohem Druck. Die lokalen ländlichen Gemeinden leben hauptsächlich von der Fischerei, der Subsistenzlandwirtschaft und dem Reisanbau und sind in hohem Maße von den natürlichen Ökosystemleistungen eines intakten Sees und seiner umliegenden Feuchtgebiete abhängig.
Lösungen – der Blick nach vorn
Der Global Nature Fund unterstützt zusammen mit seinen sri-lankischen Partnerorganisationen EMACE Foundation am Bolgoda See und Nagenahiru Foundation am Madampe See die Wiederherstellung dieser einzigartigen Mangrovenwälder. Geeignete Programme für die Bewirtschaftung und das Umweltbewusstsein sollen entwickelt werden, um mehr Landwirte und Fischer in der nachhaltigen Nutzung der Umwelt zu schulen. Die Einrichtung von Pufferzonen, die Bereitstellung alternativer Lebensgrundlagen und Brennholz-Quellen sowie die Entwicklung von kleinen, kostengünstigen Wasseraufbereitungsanlagen für Hotels, Unternehmen und Gemeinden würden dazu beitragen, weitere Zerstörungen dieser Ökosysteme zu verhindern.
Im Rahmen gemeinsamer Projekte wurden bereits erste Schritte unternommen. Seit dem Tsunami im Dezember 2004 wurden in den beiden Seengebieten ca. 100.000 Mangroven-setzlinge gepflanzt und damit 40 Hektar dieses wichtigen Lebensraumes wiederhergestellt.
Hintergrund
Seit 2004 nominiert der GNF am Weltfeuchtgebietstag (2. Februar) den „Bedrohten See des Jahres", um auf ein gefährdetes Seengebiet aufmerksam zu machen und zur Lösung von Umweltproblemen vor Ort beizutragen.
Global Nature Fund und das Living Lakes-Netzwerk
Der Global Nature Fund ist eine gemeinnützige, private, unabhängige Stiftung zum Schutz von Umwelt und Natur. Der GNF wurde 1998 gegründet und hat Büros in Radolfzell, Bonn und Berlin. Eine der Kerninitiativen des GNF ist Living Lakes – ein globales Netzwerk von Organisationen, die sich für den Schutz von Seen und Feuchtgebieten einsetzen. Das Netzwerk umfasst derzeit 108 Mitglieder auf der ganzen Welt. Der Bolgoda See und der Madampe See sind Mitglieder des internationalen Living Lakes-Netzwerks.
www.globalnature.org/de/living-lakes
EMACE Foundation, Sri Lanka
EMACE ist eine lokale NGO mit über 30 Jahren Erfahrung in der Bolgoda Seenregion in den Bereichen Renaturierung und Schutz der Biodiversität. EMACE implementiert Programme für erneuerbare Energien, ökologische Landwirtschaft, Klimaschutz, soziale Unternehmen und führt Umweltbildungsprogramme für die lokale Bevölkerung durch und setzt sich durch die Zivilgesellschaft für eine bessere Umweltgesetzgebung ein.
www.emace.org
Nagenahiru Foundation - Center for Conservation of Lakes and Wetlands, Sri Lanka
Die Nagenahiru-Stiftung wurde 1991 gegründet und ist an einer Vielzahl von Aktivitäten beteiligt, darunter Umweltbildung auf Gemeindeebene, Naturschutz, Lobbyarbeits-Programme sowie Programme zur Armutsbekämpfung und zur Stärkung der Gemeinschaft. Die Stiftung führt verschiedene Mangrovenrenaturierungs- und -schutzprogramme durch.
www.nagenahiru.org
Weitere Informationen, Interviews und Fotos finden Sie hier:
www.globalnature.org/de/living-lakes/Bedrohter-See-2018
Kontakt:
Global Nature Fund (GNF)
Bettina Schmidt
Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell, Deutschland
Tel.: +49 77 32 - 99 95 – 86
E-Mail:
schmidt@globalnature.org, Website:
www.globalnature.org