Nur etwa 40 Prozent des heute weltweit mittels Kunstdünger in die Natur eingebrachten Stickstoffs wird tatsächlich von Nutzpflanzen aufgenommen.
„Die Beziehung zwischen dem Einsatz von Stickstoff und der Steigerung von Ernteerträgen ist nicht linear. Es gibt einen optimalen Bereich für die Düngung. Ein zusätzlicher Eintrag von Stickstoff führt keinesfalls zu einer größeren Ernte", sagt der Klimaforscher Clemens Scheer vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung – Atmosphärische Umweltforschung, dem Campus Alpin des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) in Garmisch-Partenkirchen. Er gehört einer internationalen Expertengruppe an, die nun mit Unterstützung der OECD Handlungsempfehlungen für Regierungen und den Agrarsektor ausgearbeitet hat, um das Stickstoffproblem in den Griff zu bekommen. Neben der Bildung von klimaschädlichem Lachgas sei ein übermäßiger Eintrag von Stickstoff nämlich auch für Luftverschmutzung, den zunehmenden Sauerstoffmangel in Küstengewässern sowie für den Verlust von Biodiversität durch Überdüngung von Biotopen mitverantwortlich. „Eine bedarfsorientierte Düngung und neue Technologien wie stabilisierte Langzeitdünger schonen nicht nur die Umwelt, sondern können gleichzeitig die Wirtschaftlichkeit erhöhen", so Scheer.
Als weitere Maßnahmen in der Landwirtschaft empfehlen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den synthetischen Stickstoff zumindest teilweise durch Stickstoff aus natürlichen Quellen zu ersetzen. Beispielsweise durch organische Düngemittel oder durch den Anbau von stickstofffixierenden Pflanzen wie Hülsenfrüchtlern. Außerdem könnten eine angemessene Fruchtfolge sowie Zwischenfrüchte die Bodenqualität verbessern. Schließlich könnten aber auch die Endverbraucherinnen und -verbraucher durch verantwortungsvollen Konsum ihren Beitrag leisten, betont Scheer: „Wer den Fleischkonsum reduziert, kann dazu beitragen, dass weniger Futterpflanzen angebaut und gedüngt werden müssen. Und wer weniger Lebensmittel wegwirft, hilft insgesamt, den Bedarf an landwirtschaftlich genutzten Flächen zu reduzieren."
Quelle:
Pressemitteilung Karlsruher Institut für Technologie, 30.07.2019