Radolfzell, 19. März 2019
30 Jahre nach dem Mauerfall – Positive Folgen für die ehemalige Grenzregion
Einst verlief die innerdeutsche Grenze mitten durch den Schaalsee. Diese vormals nachteilige Lage im Niemandsland bzw. sogar im Sperrgebiet hatte über Jahrzehnte durch die zurückhaltende Nutzung und Infrastrukturentwicklung in der Region positive Auswirkungen für den Arten- und Biotopreichtum. Zum heimischen Artenspektrum zählen bis heute Kranich, Eisvogel, Seeadler, Fischotter und Rotbauchunke. Auch beherbergt das Gebiet eine unzählige Vielfalt botanischer Raritäten wie Sonnentau, Schlüsselblume, Königsfarn, Wollgräser und Orchideen, die in den Auen und Wäldern rund um den Schaalsee wachsen. Auch seltene Fischarten wie Kleine Maräne, Große Maräne, Stinte, Hasel und Quappe sind in den Gewässern der Region zu finden. Für Touristen bietet das Gebiet einmalige ungestörte Naturerlebnisse.
Naturschutz trotz innerdeutscher Grenze
Schon im Jahr 1960 wurde der westliche Teil des Schaalsees als Naturpark Lauenburgische Seen ausgewiesen. Der östliche Teil lag im Grenzgebiet der damaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR), ein Teil war seit dem Jahr 1958 als Landschaftsschutzgebiet gesichert. Mit dem Fall der innerdeutschen Grenze wurde durch das Nationalparkprogramm der DDR der Naturpark Schaalsee ausgewiesen. Im Januar 2000 erfolgte die Anerkennung des mecklenburgisch-vorpommerschen Teils als UNESCO-Biosphärenreservat. Bereits 1989 gab es Vorbereitungen für ein deutsch-deutsches Naturschutzgroßprojekt, die zur Gründung des länderübergreifenden Zweckverbandes „Schaalsee-Landschaft" unter gemeinsamem Engagement des Bundes, Umweltverbänden, der Länder Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern sowie der Kreise Herzogtum Lauenburg, Nordwest-Mecklenburg und Ludwigslust führten. Aufgabe des Zweckverbandes sind der Flächenerwerb und die Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen.
Naturschutzarbeit und nachhaltige Regionalentwicklung
Neben der Renaturierung der Moore als wichtige Kohlenstoffspeicher, sind die Sanierung der Gewässer und die Extensivierung der Landwirtschaft wichtige Maßnahmen, um den Artenreichtum der wertvollen Biotope zu schützen und zu erhalten. Umfassende Informationskampagnen, Aktionstage, Naturführungen und eine gezielte Besucherlenkung fördern die Wertschätzung der Naturvielfalt und die nachhaltige touristische Nutzung der Region. Mit der Regionalmarke „Biosphärenreservat Schaalsee – Für Leib und Seele" werden Produkte und Dienstleistungen von Anbietern gekennzeichnet, die auf eine besonders umweltschonende Wirtschaftsweise setzen. Darüber hinaus wurden länderübergreifende Planungen und Maßnahmen durchgeführt, beispielsweise zur Erfassung der hydrologischen Gesamtsituation des Schaalsees und deren Verbesserung, zum Zustand und zur Entwicklung der Nährstoffsituation sowie zum Wasserstandsmanagement.
Beispielhafte Kooperation über Ländergrenzen hinweg
Mit der Ernennung des Schaalsees zum „Lebendigen See des Jahres" 2019 wollen das Netzwerks Lebendige Seen Deutschland und der Global Nature Fund die ökologische Bedeutung des Sees und die für seinen Schutz geleistete vorbildhafte grenzübergreifende Zusammenarbeit von Regierungen, Verwaltungen, Umweltorganisationen und Zivilgesellschaft und Privateigentümern aufmerksam machen. Sie alle setzen sich gemeinschaftlich dafür ein, die ökologische Bedeutung des Gewässers in den Mittelpunkt zu stellen und den Lebensraum für seltene und bedrohte Tier- und Pflanzenarten zu erhalten und weiterzuentwickeln. Ein abgestimmtes Vorgehen bei der Siedlungsentwicklung und der Gewerbeansiedlung berücksichtigen den Schutz und den Erhalt der Naturräume. Besucherlenkung und Angebote zur störungsarmen Naturerfahrung unterstützen einen nachhaltigen Tourismus.
Weitere Informationen unter:
www.globalnature.org/LebendigerSee2019
Hintergrund
Netzwerk Lebendige Seen Deutschland
Das „Netzwerk Lebendige Seen Deutschland" wurde 2009 vom Global Nature Fund ins Leben gerufen. Es ist verknüpft mit der erfolgreichen internationalen Umweltinitiative „Living Lakes", die über 140 engagierte Partnerorganisationen weltweit einschließt. Im Mittelpunkt des Netzwerks stehen die dauerhafte und nachhaltige Entwicklung von Seen und Feuchtgebieten. Das Netzwerk schafft eine Plattform für den Erfahrungsaustausch und die Zusammenarbeit zwischen den Organisationen, die vor Ort für den Schutz der Seen und Feuchtgebiete aktiv sind. Mehr Informationen unter:
www.globalnature.org/Netzwerk-Deutschland.
Global Nature Fund (GNF)
Der Global Nature Fund (GNF) ist eine unabhängige, gemeinnützige Stiftung für Umwelt und Natur mit Sitz in Radolfzell am Bodensee. Die Arbeitsschwerpunkte des GNF liegen in den Bereichen Naturschutz, nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit, Wasser & Living Lakes, Biodiversität & Unternehmen sowie der Umweltbildung.
Kontakt
Bettina Schmidt
Global Nature Fund (GNF), Internationale Stiftung für Natur und Umwelt
Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell
Tel.: +49 7732 9995 84, E-Mail:
schmidt@globalnature.org,
www.globalnature.org