Hintergrund
Der Untere Jordan, ein Fluss der nicht nur für den Nahen Osten von enormer kultureller, politischer und wirtschaftlicher Bedeutung ist, droht auszutrocknen. Über 96 % der ursprünglich 1,3 Milliarden Kubikmeter Wasser werden von den Anrainerstaaten für den häuslichen Verbrauch und die massive Bewässerung der Landwirtschaft umgeleitet. Die Umleitung des Großteils des Wassers sowie die Einleitung großer Mengen von Abwasser aus der Landwirtschaft, unbehandeltem Klärwasser und Salzwasser haben dem Fluss, dem einzigartigen Ökosystem und den 500 Millionen Zugvögeln, die zweimal im Jahr am Jordan Rast machen, unermesslichen Schaden zugefügt. Auch das Tote Meer, dessen Hauptzufluss der Untere Jordan ist, hat mittlerweile einen kritischen Punkt an Zerstörung erreicht. Die Europäische Union und der Senat der Vereinigten Staaten von Amerika haben bereits Resolutionen verabschiedet, die Bedenken über die Zerstörung des Flusses ausdrücken und die israelische, jordanische und palästinensische Regierungen auffordern, die Wiederherstellung des Unteren Jordan zu einer Priorität zu machen.
Gemeinsam mit EcoPeace Middle East und dem Stockholm International Water Institute (SIWI) entschloss sich der Global Nature Fund (GNF) 2012 dazu, den ersten Grenzen überschreitenden Masterplan für den Unteren Jordan zu entwickeln. Seit ihrer Gründung im Jahre 1994 ist die Wiederherstellung des Unteren Jordan eines der zentralen Ziele von EcoPeace Middle East (ehemals FoEME). Durch Aufklärungskampagnen sowie wissenschaftliche und regionale Maßnahmen wurden schon wesentliche Fortschritte gemacht. So hat sich Israel im Mai 2013 dazu bereit erklärt, regelmäßig Wasser aus dem See Genezareth in den Unteren Jordan zu pumpen. Ca. 6 Millionen Kubikmeter Wasser sollen noch dieses Jahr in den Fluss fließen und schon innerhalb weniger Jahren sollen es 30 Millionen Kubikmeter sein. Diese Entwicklung ist ein vielversprechender Anfang: zum ersten Mal ist Israel dazu bereit, kostbares Süßwasser für den Naturschutz zu „verschwenden“. Nichtsdestotrotz reicht diese Menge an Wasser nicht aus, um einen Fluss von der Größe des Jordan zu regenerieren. Laut einer von EcoPeace Middle East durchgeführten Studie werden 400 – 600 Millionen Kubikmeter sauberen Wassers benötigt, damit der Fluss wieder ein akzeptables Maß erreicht. Zudem schätzt EcoPeace Middle East, dass durch die Umsetzung von spezifischen Wassersparmaßnahmen in den Anrainerstaaten über eine Milliarde Kubikmeter Wasser gespart oder produziert werden könnten.