Hintergrund
Der Irrawaddy-Delfin, auch bekannt als “Pesut Mahakam”, zählt zu den am stärksten bedrohten Tierarten der Welt. In der indonesischen Provinz Ost-Kalimantan leben auf 4.500 km² lediglich noch 70 bis 90 Tiere dieser Art. Durch die Kooperation des GNF mit der lokalen Partnerorganisation YK-RASI konnte bereits ein 115 km langes Schutzgebiet eingerichtet werden. Trotzdem gibt es weiterhin zahlreiche Gefahren für die seltenen Süßwasserdelfine. Dazu zählt das Fischen mit nicht nachhaltigen Fischereitechniken, wie dem Elektrofischen. Nur selten werden die gefährlichen elektrischen Leitungen im Wasser von den Anwohnern gemeldet. Außerdem verfängt sich der Delfin häufig in Fischernetzen. Eine schnelle Befreiung würde ihn vor dem Ersticken bewahren. Die Seen und Sümpfe sind wichtige Fortpflanzungsplätze für die Delfine. Durch temporär überschwemmte Sumpfgebiete kommt es leider immer wieder vor, dass Delfine und ihre Jungen stecken bleiben, sobald das Wasser abebbt. Gefahren müssen frühzeitig erkannt, und ein schnelles Handeln ermöglicht werden. Das Projekt sah die Gründung einer Delfinpatrouille vor, um regelmäßig die Gebiete zu überwachen, in denen sich der Irrawaddy-Delfin aufhält.
Projektziele
- Erhalt und Steigerung der Anzahl des seltenen Irrawaddy-Delfins
- Sicherung seiner natürlichen Lebensräume und Nahrungsressourcen
- Dauerhafter Rückgang der unnatürlichen Sterberate
- Stärkere Einbindung der lokalen Bevölkerung, um ein erhöhtes Bewusstsein für den Schutz des Irrawaddy-Delfins zu fördern.
Projektergebnisse
Das Pilotprojekt wurde im Delfinschutzgebiet des Muara Pahu Distrikts durchgeführt. Zunächst wurde ein neues Boot für die Überwachungsfahrten aus den Mitteln des Hand-in-Hand Fonds gekauft und ein Bootsführer bestimmt. Das Boot wird für alle Tätigkeiten in Zusammenhang mit Patrouillenfahrten, Forschung und Ökotourismus genutzt. Mit der Schutzpatrouille, die aus Freiwilligen Dorfbewohnern besteht, wurde zunächst ein Workshop bezüglich der zu überwachenden Gebiete, Merkmale und Gefahren sowie Hinweise zur Wasserprobenentnahme von einer Mitarbeiterin von RASI durchgeführt. Diese „Delfinpatrouille“ hat unter anderem die Aufgabe, bei ihren regelmäßigen Überwachungsfahrten mit dem Boot, Tiere aus Fischernetzen und seichtem Gewässer zu befreien, beziehungsweise illegale Aktivitäten wie Elektrofischen aufzudecken und zu melden. Da diese Aktivitäten auch Patrouillen bei Nacht beinhalteten, konnten aus Sicherheitsgründen leider keine Frauen für die Arbeit eingebunden werden.
Patrouillenfahrten
Die Beobachtungen der Nachtpatrouille ergaben innerhalb eines fünfmonatigen Zeitraums 42 illegale Aktivitäten, wovon alle illegales Fischen, d.h. Elektrofischen, beinhalteten. Die illegalen Fischer waren meistens mit 2 bis 3 Booten unterwegs. Illegales Elektrofischen wurde vor allem im Flussabschnitt des Kedang Pahu Flusses, zwischen Tanjung Laong und Gunung Bayan betrieben, obwohl auch Vorkommnisse flussaufwärts des Tepian Ulak aufgezeichnet wurden. Beobachtungen während des Tages ergaben 10 Ereignisse illegaler Aktivitäten, wie illegale Abholzung, Fang geschützter Vogelarten, der Betrieb einer illegalen Sägemühle sowie siebenmaliges Elektrofischen. Sämtliche illegale Aktivitäten wurden von RASI bei der Polizei zur Anzeige gebracht.
Monitoring
Bei zwei umfangreichen Monitoring-Untersuchungen zur Erfassung der Süßwasserdelfin-Population im gesamten Delfinverbreitungsgebiet zeigten die vorläufigen Resultate, in Verbindung mit Beobachtungen der einheimischen Bevölkerung, dass das Delfinschutzgebiet in West Kutai von zunehmend geringerer Bedeutung für die Delfine ist, als das weiter flussabwärts liegende Gebiet Central Kutai. Diese Habitatverschiebung hat sich in den letzten zwei Jahren verstärkt, seit eine Palmölplantage den angrenzenden sumpfigen Lebensraum, der ein wichtiges Laichgebiet für Fische war, umgewandelt hat. Seither gab es einige Berichte über kontaminiertes Wasser und massives Fischsterben, weshalb die Entnahme von Wasserproben für RASI eine besonders aktuelle und wichtige Zusatzfunktion ist, die sie dank des Bootes ausführen können.
Ökotourismus
Das Boot wurde mehrmals für Fahrten mit Touristen, die die Delfine sehen wollten, genutzt. Touristen sind den Bewohnern von Muara Pahu sehr willkommen. Sie sind außerdem ein wichtiger Faktor für den Schutz der Delfine, da die Touristen durch ihr Interesse das Bewusstsein der Einheimischen für die Delfine schärfen und ihnen ein Gefühl des Stolzes vermitteln, wenn Menschen aus aller Welt sich für ihre „pesut“ interessieren. Außerdem bieten die Exkursionen mit den Touristen den Rangern eine kleine Aufwandsentschädigung für ihr Engagement. RASI plant zukünftig auch Ausflüge mit Schulklassen und Mitgliedern der zuständigen Naturschutzbehörde.
Tragbahre für Delfin-Bergungsarbeiten
Im Dorf Pela kommt es häufig vor, dass sich Delfine durch abebbendes Wasser verfangen und im seichten Wasser stecken bleiben. Die Einheimischen verfügen zwar bereits über Erfahrungen mit dem Umgang der Tiere in solchen Situationen, allerdings mussten die zahlreichen Helfer den bis zu 150 kg schweren Delfin bisher mit bloßen Händen und einem Laken tragen, was die Rettungsaktionen erheblich verzögerte. Daher wurde aus den Mitteln des Hand in Hand-Fonds eine Bahre angefertigt, welche den Transport der Tiere entscheidend erleichtert sowie potentielle Verletzungen durch Löcher für die Flossen verhindert.
Ausblick
RASI wird einen ausführlichen Bericht mit Empfehlungen zur Eindämmung illegaler Fischereimethoden und zum Schutz des Irrawaddy-Delfins an die lokale Regierung schicken. Darin wird dargestellt, dass das Elektrofischen eines der zentralsten Gefahren für den Delfin ist. Deswegen müssen die Patrouillen in Muara Pahu dringend fortgeführt und zusätzlich schärfere Strafverfolgungsmaßnahmen eingeleitet werden. Außerdem wird RASI dem Umweltministerium anbieten, die Wasserprobeentnahmen in der Gegend fortzuführen sowie die Zustände auf den Palmölplantagen zu kontrollieren und zu verbessern, um weitere Verschmutzung der umliegenden Umwelt zu verhindern und die Fischlaichplätze wieder aufzubauen. Das Boot wird auch weiterhin für verschiedene Aktivitäten zur Verfügung stehen, solange die Benzinkosten gedeckt werden.