GNF - Ökotourismus am Baikalsee
 

Entwicklung eines sanften Tourismus in Russland

 

Hintergrund

Die ökonomische Krise in Russland, ausgelöst durch den Zerfall der Sowjetunion, hat zu extrem unsicheren Einkommensverhältnissen der bereits verarmten Menschen am Baikalsee geführt. Burjatien am Ostufer des Baikalsees ist eine schwach entwickelte Republik Russlands. Wenn Einheimische ein geringes Einkommen haben und ihre Familien damit kaum ernähren können, sind sie gezwungen zu wildern und die Wälder illegal abzuholzen. Besonders umweltschädlich ist auch die illegale Nephritgewinnung (Russisch-Jade) durch Sprengung der oberen Bodenschichten. Dadurch werden wertvolle Ökosysteme zerstört, natürliche Quellen verschmutzt und Bodenerosion verursacht. 

 

Nachhaltiger Tourismus kann ein wichtiger Motor für neue Einnahmequellen am Baikalsee sein. Es ist wichtig, konkrete Modelle für die Entwicklung und Umsetzung von Ökotourismus-Angeboten zu realisieren, bei denen auch soziale und kulturelle Aspekte Berücksichtigung finden.

Projektziele

Das Ende 2008 begonnene Projekt ist auf den Umweltschutz und die Verringerung der Armut der Einheimischen in einer der entferntesten Bergortschaften im Okinskij-Gebiet in der Baikalregion gerichtet. Durch die Entwicklung eines umweltfreundlichen und sozial verträglichen Tourismus und die Weiterbildung der Einheimischen im Management von Naturtourismus soll die Arbeitslosigkeit reduziert werden und die einzigartige Landschaft erhalten bleiben. Neben diesen Zielen spielt auch die Bewahrung der traditionellen Kultur der partizipierenden Minderheiten eine wichtige Rolle. Das Projekt soll dazu beitragen, diese zu erhalten und zu fördern sowie nachhaltige Einkommensmöglichkeiten zu etablieren.

 

Konkrete Ziele

  • Schaffung einer umweltfreundlichen touristischen Infrastruktur
  • Erarbeitung von konkreten touristischen Angeboten (Übernachtung, Exkursionen, traditionelles Handwerk, traditionelle Gastronomie)
  • Etablierung von Strukturen für die Vermarktung der Angebote (Schwerpunkte: Deutschland und das restliche Europa sowie die USA, China und die Mongolei)
  • Weiterbildungsangebote für die lokale Bevölkerung
  • Besuch von Touristen, die an Natur- und Kulturwerten interessiert und bereit sind, für gute Qualität einen fairen Preis zu zahlen
  • Schaffung von neuen Arbeitsplätzen
  • Modellprojekt für umweltfreundlichen und sozialverträglichen Tourismus mit hoher Übertragbarkeit auf andere Regionen und Ethnien
  • Verbreitung der Ergebnisse und Erfahrungen aus dem Modellprojekt

Projektgebiet

Am Baikalsee bietet sich hierfür das Okinskij Gebiet in der Republik Burjatien an, in dem 1.120 Sojoten leben. Die kleine Ethnie der Sojoten wurde nach dem Zerfall der Sowjetunion von der russischen Regierung offiziell als eigenständiges Volk des russischen Nordens anerkannt. Das durchschnittliche Monatseinkommen der Sojoten ist sehr gering, die Arbeitslosenquote liegt bei rund 21 Prozent.

 

Das Projekt besteht aus zwei Modulen. Das erste Modul wird in der Siedlung Sorok im Okinskij Gebiet am südlichen Gipfel des Baikalsees umgesetzt. Das zweite Modul wird in der Hauptstadt der Republik Burjatien umgesetzt und konzentriert sich auf die Weiterbildung der Bewohner von kleinen Ansiedlungen in der Baikalregion auf dem Gebiet des Tourismusmanagements. Hierbei sollen insbesondere die europäischen Erfahrungen zum nachhaltigen Tourismus und im Bereich „Bed and Breakfast“ herangezogen werden.

Die Besonderheit der Siedlung Sorok ist die traditionelle Lebensweise der Sojoten, die bis heute erhalten geblieben ist. Dazu zählen auch traditionelle Wirtschaftstätigkeiten wie Rentierzucht und Jagd. Darüber hinaus liegt Sorok in einer noch gut erhaltenen Naturlandschaft. Hier befinden sich zahlreiche Naturdenkmäler, Mineralquellen und Seen, weshalb diese Gegend oftmals als „kleines Tibet“ bezeichnet wird. Auch verlaufen hier interessante Wanderwege. Derzeit ist der Tourismus in dieser Region jedoch noch nicht sehr ausgeprägt. Im benachbarten Tunkinskij-Gebiet entwickelte sich der Tourismus in den letzten Jahren sehr rasch und unkontrolliert. Es wurden weder die Tragfähigkeitsgrenzen für das Gebiet analysiert, noch Umwelt- oder soziale Kriterien vereinbart. Mit dem vorliegenden Projekt soll präventiv gehandelt werden, um eine ähnliche, nicht nachhaltige Entwicklung im Okinskij Gebiet zu vermeiden.

Projektmaßnahmen

  • Analyse der ökologischen, sozialen und physischen Carriying Capacity (Tragfähigkeit) der Region
  • Seminare für regionale Entscheidungsträger und Experten zur Entwicklung eines nachhaltigen Tourismus
  • Schaffung von Vermarktungsstrukturen und Werbung für die Produkte
  • Einrichtung eines „Treffpunkt Natur und Kultur“ als Besucherinformationszentrum, in dem den Touristen Informationen, traditionelle Handwerksprodukte und traditionelle Küche angeboten werden
  • Seminar mit internationalen Teilnehmern zum Erfahrungsaustausch über Chancen und Herausforderungen des Ökotourismus
  • Erfahrungsaustausch mit der Bevölkerung, insbesondere ethnischen Minderheiten anderer touristischer Regionen
  • Entwicklung eines Konzeptes zum Ökotourismus in der Baikalregion
 Winterlandschaft am Baikalsee.
 Bed and Breakfast in Dulan
 Fluss Dulan
 Selenga Delta
 Kirche in Suchaya
 Farbenprächtige Kulisse in der Oka-Region
 Seminar zum Thema Ökotourismus.
 
 

Offizieller Projekttitel:

 

 

Projektdauer:

 

Projektländer:

 

Förderer:

 

Projektpartner:

Entwicklung eines sanften Tourismus in Gebieten der ethnischen Minderheiten der Baikalregion in Russland

 

2008 – 2010 

 

Russland

 

Stiftung Ursula Merz

 

Baikal Information Center GRAN

 

Projektleitung

Baikal Information Center GRAN

Der Global Nature Fund leistet fachliche Unterstützung bei der Entwicklung nachhaltiger Tourismusangebote am Baikalsee und fördert deren Vermarktung durch Herstellung von Kontakten zu deutschen und europäischen Tourismusunternehmen.

 

Projektförderer

Stiftung Ursula Merz

Weitere Informationen über den Baikalsee finden Sie auf unserer Webseite.

 Winterlandschaft