GNF - Renaturierung am Unteren Jordan
 

Fortsetzung des Projektes:

Renaturierung des Flusssystems am Unteren Jordan

 

Hintergrund

Vom ursprünglichen Wasservolumen des Jordans sind nur noch 2% übrig (20 bis 30 Millionen Kubikmeter). Was den Unteren Jordan noch am Leben hält, sind ungeklärte Abwässer, Oberflächenwasser aus der Landwirtschaft und Salzwasser, das aus Salzwasserquellen nahe dem See Genezareth in den Jordan gelenkt wird. 50% der Biodiversität des Flusses sind bereits zerstört. Das Tote Meer verliert seinen wichtigsten Zufluss und verdunstet jährlich um ca. 80 Zentimeter, das Seeufer weicht jährlich um ca. 20 Meter zurück. Der „heilige Fluss“ im Nahen Osten droht auszutrocknen. Das sind die Hauptergebnisse der zweijährigen Studie der israelisch-palästinensisch-jordanischen Umweltorganisation Friends of the Earth Middle East (FoEME), die in 2010 beendet wurde. Die Untersuchungen zeigen, dass jährlich mindestens 400 bis 600 Millionen Kubikmeter (MKM) Wasser im Jordan fließen müssen, damit der Fluss samt seiner Artenvielfalt überlebt. Basierend auf der derzeitigen Wasserversorgung in Israel, Jordanien und Palästina identifizierten die Autoren in einer zweiten Studie mögliche Wassereinsparpotentiale in wasserintensiven Wirtschaftszweigen aller drei Länder.

 

Fortführung des Projektes zur Wiederherstellung des Jordan

Die Studien und Lobbyarbeit gaben in Israel, Jordanien und Palästina Anstoß für politische Diskussion und resultierten in der Unterstützung für die Renaturierung des Jordans durch höchste politische Instanzen aller drei Länder, wie den israelischen Umweltminister, den jordanischen Energieminister und den Leiter der palästinensischen Wasserbehörde. Die Herausforderungen des Projektes sind immer noch groß. Die Fortführung des Projektes zielt darauf ab, die Ergebnisse, die durch die Studien herausgefunden wurden zu verbreiten und die konkreten Lösungsvorschläge umzusetzen. Die Dynamik, die derzeit unter den nationalen und lokalen politischen Verantwortlichen Israels, Jordaniens und der Palästinensischen Autonomiebehörde herrscht, soll aufgegriffen und intensiviert werden. Dazu soll eine umfassende nationale sowie internationale Aufklärung der Öffentlichkeit erfolgen; u.a. soll auch das deutsche Parlament um politische Unterstützung gebeten sowie erstmals religiöse Gemeinschaftsgruppen in den Dialog eingebunden werden. Weiterhin soll eine weiterführende Studie erstellt werden, die die ökonomischen Vorteile einer Wiederherstellung des Jordans aufzeigen soll, vor allem durch den Tourismus. Am Ende des Projektes wird erwartet, dass Renaturierungsmaßnahmen und nachhaltige Tourismusmaßnahmen in allen drei Ländern umgesetzt bzw. deren Planung begonnen sind.

 

Friends of the Earth Middle East (FoEME), führender Akteur des Renaturierungsprojektes und Partner des GNF am Jordan, ist sich bewusst, dass ein regionaler Ansatz, der alle Seiten zu gemeinsamem Handeln bewegt, die beste Voraussetzung darstellt, um politische Unterstützung für den Rückfluss von Süßwasser in den Jordan zu gewinnen.

 Unterer Jordan

Projektmaßnahmen

1.  Bewusstseinsschaffung unter politischen Entscheidungsträgern

Basierend auf den aktuellen Studien zu den Wassereinsparpotentialen in der Region werden nationale Bewusstseinskampagnen durchgeführt. Diese sollen vor allem politische Maßnahmen zur Implementierung der Lösungen voranbringen. In jedem Jahr sind zwei bestimmte Themen vorgesehen, über die die entsprechenden politischen Instanzen und Entscheidungsträger durch spezielle Kampagnen aufgeklärt werden sollen.

 

2.  Erstellung einer Studie über den ökonomischen Nutzen, der durch die Wiederherstellung des Jordans möglich ist Insbesondere durch eine nachhaltige Tourismusentwicklung als Alternative zur wasserintensiven Landwirtschaft.

 

3.  Veröffentlichung eines regionalen Masterplans zur nachhaltigen Tourismusentwicklung am Unteren Jordan

 

4.  Bildung eines Rates für den Jordan Fluss unter Beteiligung von Multi-Akteuren aus Politik, NGOs, Glaubensgemeinschaften, Wissenschaft und Wirtschaft.

 

5.  Fortführung der erfolgreichen Arbeit der nationalen und regionalen Beratungsgremien in Form von regelmäßigen Treffen, um gegenseitiges Vertrauen weiter auszubauen und gemeinsam regionale Maßnahmen für den Schutz des Jordans zu fördern.

 

6.  Schaffung einer internationalen Jordan Fluss Kommission

 

7.  Internationale und lokale Bewußtseinskampagnen unter religiösen Führern und Gemeinden

 

Projektdurchführung

FoEME hat in diesem Jahr bereits erfolgreich Entscheidungsträger aus verschiedenen Bereichen dazu gebracht, Gesetzesentwürfe über wassersparende Maßnahmen in Israel, Jordanien und Palästina voranzubringen. Dazu wurden Vertreter von FoEME zu verschiedenen Anhörungen im jeweiligen Parlament eingeladen. Die Maßnahmen beziehen sich auf die Ergebnisse der im vergangenen Jahr erstellten ökonomischen Studie und beziehen sich vor allem auf die Grauwassernutzung für die Landwirtschaft und öffentlichen Gebäude, die Sammlung von Regenwasser auf Gemeindeebene und Preisreformen für Wasser.

 
 

Bedarfsanalysen

Eine entscheidende Komponente, um die Wasserreformen voranzubringen und die Verbindung zwischen den Reformen und der Wiederherstellung des Unteren Jordan zu stärken, ist der von FoEME entwickelte Wasserplan. Dieser Plan gibt genau an, wie das Land Israel dem Jordan Fluss wieder Süßwasser zurückführen könnte. Der Plan basiert auf einer 40-Seitigen Roadmap für die Wiederherstellung des Unteren Jordan, die FoEME gemeinsam mit einem israelischen Ingenieursbüro zusammengestellt hat. Die Roadmap analysiert detailliert die Wassereinspeisung und -ableitung zum und aus dem Jordan auf dem geographischen Gebiet vom See Genezareth bis zum Jordan-Zufluss Bezeq. Sie richtet sich in erster Linie an die israelische Wasserbehörde.

 

Die Studie „Wasser und Abwassersystem im Palästinensischen Teil des Jordantals: Ein Überblick 2011“ bezieht sich auf die Palästinensischen Gemeinden im Jordan Tal vom Bezeq Fluss bis zum Toten Meer.Im Rahmen des Projektes wurde im Mai 2011 die neue Studie „Wasser und Abwassersystem im Palästinensischen Teil des Jordantals: Ein Überblick 2011“ von FoEME herausgegeben. Die Studie fasst Ergebnisse aktueller Studien sowie Interviews mit Experten und Entscheidungsträgern zusammen und reflektiert die aktuelle Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungssituation im Palästinensischen Teil des Jordantals. Der Bericht war nach Ansicht FoEMEs dringend notwendig, da es zu diesem Thema bisher nur sehr diverse und konfliktschürende Literatur gab. Dieser Überblick soll nun zukünftig für die Advocacy-Arbeit in den Palästinensischen Gebieten herangezogen werden.

 

Bewußtseinsbildung unter Jugendlichen 

Israelische, Palästinensische und Jordanische Jugendliche haben unter Betreuung von FoEME- Mitarbeitern einen Jordan River Song komponiert und ein Videoclip dazu gedreht. Ziel ist es, noch mehr junge Menschen für die Rettung des Jordan und das Programm „Good Water Neighbours“ zu gewinnen. Das Video ist auf dieser Seite anzusehen oder unter: http://www.youtube.com/user/FriendsOfTheEarthME

 

Ökonomischer Nutzen der Wiederherstellung des Jordans

FoEME veröffentlichte erstmals die Studie „Ökonomische Vorteile für die Palästinensische Wirtschaft durch den Zugang zu einem gesunden Unteren Jordan”. Die Studie untersucht die größten sozio-ökonomischen Einflüsse, die ein freier Zugang zu einem wiederhergestellten Unteren Jordan für die Zukunft Palästinas haben kann. Diese Studie dient als Konzeptpapier für die Studie über den ökonomischen Nutzen, der durch die Wiederherstellung des Jordan möglich ist. Die Mitglieder der nationalen und regionalen Beratungskomitees wurden in die Erstellung des Konzeptpapiers mit einbezogen.

 

Nationale und regionale Beratergremien

Zahlreiche bilaterale Treffen fanden in Israel, den Palästinensischen Gebieten und Jordanien statt. Der Wasserminister der Palästinensischen Behörde bekräftigte erneut seine Unterstützung für die Wiederherstellung des Jordans und will einen Masterplan für sein Land erstellen, der komplementär zum Masterplan der israelischen Wasserbehörde ist. Die Europäische Union und die Regierung Australiens haben Gespräche mit den zuständigen Behörden in den Palästinensischen Gebieten und Jordanien geführt, um gegebenenfalls eine Förderung des Masterplans für das Jordantal zu genehmigen. Dieser Masterplan würde dann in Zusammenarbeit mit der Israelischen Seite koordiniert und gemeinsam im regionalen Beratungsgremium besprochen.

 

Internationale und lokale Kampagnen

Die politischen Jordan-Champions im Europäischen Parlament bekräftigten ihre Unterstützung eines wiederhergestellten Unteren Jordans im „Review of the European Neighborhood Policy – Southern Dimension“ von April 2011. Zudem wurden zwei „Wasserfilme“ gedreht, die unter anderem das Thema Jordan behandeln. Sie werden gegen Ende des Jahres 2011 erstmals gezeigt.

 

Fotoausstellung

Auf internationaler Ebene entwickelten der GNF und FoEME die Fotoausstellung „Jordan Fluss“. Mit der Ausstellung, die durch verschiedene Städte Europas tourt, soll die Öffentlichkeit auf das bedrohte Natur- und Kulturerbe Jordan aufmerksam gemacht werden. 20 eindrückliche schwarz-weiß Fotos des Fotografen Eddie Gerald dokumentieren kulturelle, religiöse, politische und ökologische Situationen am Jordan Fluss. Ergänzend werden sieben Farbfotografien des international renommierten Fotografen Paolo Pellegrin gezeigt. Zusätzlich geben sieben Informationstafeln Auskunft über die Bedeutung des Jordan für Natur, Kultur und Mensch.

 
 

Projektlaufzeit:

 

Projektland:

 

Projektpartner:

 

Förderer:

Januar 2011 – Dezember 2012

 

Israel, Jordanien, Palästinensische Gebiete

 

Friends of the Earth Middle East

 

Sida, Goldman Fund, Osprey Foundation, Stiftung Ursula Merz