Mit der Gründung des internationalen Seen-Netzwerkes „Living Lakes – Lebendige Seen“ im Jahr 1998 setzten Gerhard Thielcke und der GNF ihren Arbeitsschwerpunkt auf die Erhaltung bedrohter Seen und Feuchtgebiete weltweit. Dabei lagen Gerhard Thielcke insbesondere der Schutz der Lebensräume und Rastplätze der Zugvögel am Herzen.
Im Rahmen vieler Living Lakes-Konferenzen hatten die Mitglieder der Partnerorganisationen Gelegenheit, Gerhard Thielcke kennen zu lernen. Sie schätzten seine fachliche Kompetenz sowie seine freundliche und bescheidene Art. Er war ein wandelndes Lexikon, was seine Kenntnisse über Arten und bezüglich der Zusammenhänge in der Natur anbetraf. Im Rahmen von Exkursionen am Bodensee und Mindelsee lernten die Teilnehmer immer wieder Neues von Gerhard Thielcke, seine Vogelstimmenwanderungen waren und sind legendär.
Seine Ideen zu neuen Projekten und seine hilfreichen Anregungen unterstützen uns maßgeblich in unserer täglichen Arbeit. Die Art und Weise, wie Gerhard Thielcke seine Ziele hartnäckig verfolgte, waren und sind uns allen Vorbild. So scheute er sich vor keiner neuen Herausforderung, schon vor Jahren machte er sich zu Klimaveränderung und Klimaschutz Gedanken.
Gerhard Thielcke hat sich oft zum Wohle der Natur bei Politikern, Gemeinden oder auch Behörden durchgesetzt. Viele Naturschutzgebiete (Mindelsee, Radolfzeller Aach) am westlichen Teil des Bodensees, aber auch der Bodensee selbst, profitierten von seiner Zielstrebigkeit. Sein Einsatz beschränkte sich hierbei nicht auf seine Wahlheimatregion am Bodensee, sondern auch Flüsse in Deutschland sowie Seen und Feuchtgebiete weltweit hatte er im Fokus.
1931 wurde Gerhard Thielcke in Köthen (Sachsen-Anhalt) geboren und wuchs dort auf. Nach einer Gärtnerlehre studierte er Zoologie an den Universitäten Freiburg und Tübingen. 1970 habilitierte Gerhard Thielcke an der Universität Konstanz, an der er ab 1985 eine Professur innehatte. Von 1962 bis 1991 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Vogelwarte Radolfzell, Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie. Seine Arbeitsschwerpunkte lagen dabei in der Grundlagenforschung und in der angewandten Forschung zum Naturschutz.
1973 gründete Gerhard Thielcke zunächst den BUND-Landesverband Baden-Württemberg, 1975 folgte die Gründung des BUND-Bundesverbandes. 1987 war er Gründungsmitglied der Stiftung Europäisches Naturerbe (EURONATUR). In ehrenamtlicher Funktion war er über zehn Jahre bis 1999 Bundesvorsitzender der Deutschen Umwelthilfe (DUH) sowie Vorsitzender der Deutschen Sektion des Internationalen Rates der Vögel (1972 – 1981).
Gerhard Thielcke starb im Alter von 76 Jahren. Wir hätten ihm noch viele Jahre gegönnt, in denen er sich mehr seiner Frau und Familie, dem Fahrradfahren, dem Schwimmen im geliebten Mindelsee sowie dem Lesen hätte widmen können. Das Schicksal wollte es anders.