Wiederaufforstung eines Biodiversitäts-Hotspots

Wiederaufforstung eines Biodiversitäts-Hotspots

Von Thies Geertz

Mit Einsetzen des Monsuns, im Juni dieses Jahres, reiste ich nach Indien, um dort unser Wiederaufforstungsprojekt in den Westghats zu besuchen. Die Westghats sind eine Gebirgskette, die sich auf über 1.600 km in Nord-Süd-Richtung erstreckt und das zentrale Hochland des indischen Subkontinents vom Ozean abtrennt. Während des Monsuns treffen die feuchten Luftmassen auf das Land und erzeugen an den Berghängen der Westghats starke Regenfälle, die hier einen üppigen und artenreichen Regenwald entstehen lassen. Die Westghats zählen zu den weltweit bedeutendsten Biodiversitäts-Hotspots.

 

Durch den Druck immer mehr neuer Siedlungen musste der Regenwald nach und nach Ackerflächen und Viehweiden weichen – mit fatalen Folgen für die Menschen, die in der Gebirgsregion leben. Denn der Wald ist nicht nur ein gigantischer Wasserspeicher für die Landwirtschaft, sondern versorgt auch Millionenstädte wie Pune und Bangalore mit Wasser. Durch die Abholzung und den globalen Klimawandel werden die Dürren in der Region schon jetzt immer ausgeprägter, so dass die Lebensgrundlage von Millionen von Menschen gefährdet ist.

Gemeinsam 55.000 Bäume pflanzen

 

Um der rasanten Entwaldung etwas entgegenzusetzen, setzen wir gemeinsam mit dem Terre Policy Centre und dem Shashwat Trust im nördlichen Teil der Westghats ein Wiederaufforstungsprojekt um. Im Projekt werden die lokalen Gemeinschaften eng in die Maßnahmen einbezogen um gemeinsam wirtschaftliche Perspektiven durch die Verarbeitung der im Wald geernteten Produkte zu schaffen. In erster Linie sind dies Medizinalpflanzen wie zum Beispiel Hirda, die in der ayurvedischen Medizin verwendet werden und für die eine große Nachfrage besteht.

 

Vor Ort besuche ich die zentrale Baumschule, die hier innerhalb von einem Jahr im Rahmen des Projekts aufgebaut wurde und eine Produktionskapazität von 100.000 hat. Diese und weitere kleinere Baumschulen werden von lokalen Frauengruppen betrieben. Nach einer Anschubfinanzierung können die Frauengruppen ein Einkommen aus den Baumschulen sowie der Verarbeitung der Hirdafrüchte erzielen. Gemeinsam wurden im Jahr 2022 bereits 23.000 Bäume auf degradierten Fläche gepflanzt. Bis zum Ende des Jahres 2023 werden es über 55.000 Bäume sein – eine tolle Erfolgsmeldung, die ich mit zurück nach Radolfzell nehme.